Heute lassen wir es ruhig angehen. Das morgendliche, leckere Frühstück im Garten ist ein toller Start in den Tag. Auch wenn wir früher nicht geahnt hätten, dass wir deftige Panuchos so mögen würden.
Panuchos sind typisch für die Yucatan Halbinsel und werden auch oft auf der Straße angeboten. Die Tortillas sind mit Bohnenpaste gefüllt und frittiert. Darauf kommen Zwiebeln, Tomaten, Avocados, Salat und eigentlich Fleisch. Netterweise bereitet Susi unsere Panuchos weiterhin vegetarisch zu.
Unsere ersten Versuche, die runden Brote mit Messer und Gabel zu essen, wurden belächelt. Inzwischen werden wir etwas fingerfertiger und auch Susi gewöhnt sich an die schrägen-fleischlosen Essgewohnheiten der hochgewachsenen Deutschen.
Mit unserer Größe sind wir hier wirklich auffällig und mit einem Blick als Touristen zu identifizieren. Manchmal werden wir auch ganz offen angestarrt, was sich merkwürdig anfühlt und unsere Unsicherheit noch verstärkt.
Wir sehen immer mal wieder vereinzelt andere Touristen auf der Straße, aber insgesamt ist es hier in Valladolid sehr ruhig. Wir sind die gesamte Zeit hier in unserem kleinen Hotel auch die einzigen Gäste.
Den Vormittag bleiben wir heute mal gepflegt auf dem klimatisierten Zimmer und starten unsere Planungen und die Essenslogistik für den PCT. Denn wir werden uns, wie in Neuseeland auch schon, wieder Essenpakete schicken müssen, an Orte, wo es nur Tankstellen und keine Lebensmittelläden gibt. Mitten in unseren Berechnungen gibt es allerdings einen Stromausfall und die Klimaanlage wird still. Och nö, oder? Nach 15 Minuten gehe ich mal los, um zu fragen, wie lange so ein Ausfall üblicherweise dauert. Ich erwische eine Angestellte, die mir auf spanisch erklärt, dass es ca. 30 Minuten dauern wird. Ja, doch, das habe ich verstanden. Leider muss sich die eine Zwischentür beim Rausgehen verklemmt haben, denn ich bekomme sie nicht wieder auf. Also nochmal zurück zu der Dame, die mir sicherlich mit einem Schlüssel weiterhelfen kann, oder?
Offensichtlich gibt es keinen Schlüssel und Miguel und Susi sind gerade nicht da. 2Tall versucht die Tür von innen mit einer Gabel auf zu schließen, diverse andere Leute prokeln mit unzähligen Küchenutensilien an dieser Tür herum, aber sie öffnet sich leider nicht.
Ich bin ausgesperrt und begebe mich darum in den Garten in die Hängematte und warte. 2Tall ist eingesperrt und wartet im Zimmer. Immerhin haben die Bediensteten eine Leiter herangeschafft, mit der zur Not ein Zugang möglich wäre.
Am Ende dauert es ca. 1,5 Stunden bis mit vereinten Kräften die Tür aufgebrochen wird und ich zurück zu 2Tall ins Zimmer gehen kann. Der Strom ist inzwischen auch wieder angesprungen. Juchuh!
Am späten Nachmittag besuchen wir noch das Convent San Bernadino, ein ehemaliges Kloster, was in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Unterkunft liegt.
Erste Aufzeichnungen gibt es von 1552. Es waren Franziskaner, die im Namen ihrer Religion versucht haben, die Maya zu "überzeugen"... ja, das klingt etwas zu schmeichelhaft.
Es gibt ein kleines Museum, in dem wir ein paar Fotos aus den Tiefen der Cenote sehen, die sich versteckt und unzugänglich unter dem Garten befindet und das gesamte Convent mit Hilfe einer Wassermühle versorgt hat.
Ansonsten wirkt das ehemalige Convent eher wie eine Festung mit den Türmen und Torbögen. Die bunten Wände machen es etwas freundlicher, aber 2Tall findet es bedrohlich und verlieshaft.
Wir bewundern die vielen jungen aufgebretzelten jungen Menschen, die wohl hier ihre offiziellen Fotos zum Schulabschluss machen, denn sie haben schwarze Hüte und Umhänge dabei.
Manchmal hören wir in unserem Zimmer sogar die Glocken des Convents klingen, aber wann und warum sie ertönen, haben wir in der Woche nicht herausfinden können. Zur vollen oder zur halben Stunde ist es jedenfalls nicht.
Wir schlendern noch auf den großen Platz vor das Convent, bewundern den blauen Himmel, den grünen Rasen und die grauen Mauern, bevor wir endgültig vor Schweiß zerfließen. Habe ich schon mal erwähnt, dass es hier sehr heiß ist...?
(Good Grip, 10.7.2021)