Mit dem Kleinbus erreichen wir von Playa del Carmen in zweieinhalb Stunden Valladolid. Der ADO Bus ist gut gekühlt, allerdings ziemlich eng, und so steigen wir etwas wackelig aus. Auch in Valladolid empfängt uns eine extrem feuchte Hitze. Gut, dass wir durch die Busfahrt das Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der Fußball EM nicht sehen mussten.
Mit unseren Taschen laufen wir ein Stück durch die Stadt, bevor wir in einen paradiesischen Garten mit einem kleinen Pool kommen, wo uns Miguel und Susi schon erwarten. Das ältere Ehepaar hat hier nicht nur ihr kleines Hotel mit einigen Zimmern, sondern sie wohnen hier auch und es wirkt alles sehr familiär und weniger kommerziell. Wir werden herumgeführt und dürfen uns ein Zimmerchen aussuchen, denn wir scheinen hier die einzigen Gäste zu sein. Uns läuft der Schweiß in Strömen, und die Masken tun ihr Übriges, damit wir in Schnappatmung geraten.
Glücklicherweise gibt es eine Klimaanlage im Zimmer und außerdem einen Kühlschrank, eine Spüle, eine Kaffeemaschine und etwas Besteck. Es sieht alles sehr sauber und gemütlich aus.
Von einer Besonderheit muss ich unbedingt berichten, die Klobrille ist gepolstert. Beim Hinsetzen entweicht die Luft hörbar aus dem runden Kissen. Es ist so bizarr. Das habe ich noch nie gesehen oder gefühlt. Da stehe ich doch ehrlich gesagt lieber ganz konservativ auf einen harten Rand.
Wir sind nach der Reise ziemlich hungrig und gucken, was uns der kleine Laden in der Nähe des wunderbar bunten Ortsschildes bietet. Es gibt Chips, Kekse, Nüsse und andere Dinge in bunten Plastikverpackungen. Allerdings sind wir von den Preisen total irritiert. Da steht nämlich ein Dollarzeichen und wir können uns nicht vorstellen, dass eine Tüte Chips 21 US Dollar kosten soll. Wir versuchen dann einfach mit unseren Pesos zu bezahlen, was natürlich klappt.
Am nächsten Morgen wird uns ein Frühstück am Pool serviert, was wirklich wunderbar schmeckt. Die Papaya kommt aus dem Garten und dazu gibt es noch etwas Banane. Als zweiten Gang serviert uns Susi frittierte Tortillas, die mit frischer Avocado, Ei und Tomate belegt sind. Susi stellt uns die Teller achselzuckend mit einem etwas entschuldigenden Gesicht hin: "... no carne, hmm..." Wir hatten sie darum gebeten, vegetarisch zu frühstücken.
Auch hier in Mexiko wird weder die vegane noch die vegetarische Weltrevolution beginnen. Schade, denn es gibt in diesem Klima einfach so viele schmackhafte, frische Sachen.
Leider wirkt der Jetlag immer noch sehr stark und wir fangen spätestens ab 16 Uhr an zu gähnen. Mann, dass die Umstellung so lange braucht hätten wir nicht gedacht.
Wir schlendern später am Tag mal ein bisschen durch die Stadt und werden auf dem Weg von einem Archäologen auf englisch angesprochen, der zur Zeit auch deutsche Studenten aus Dresden betreut. Er gibt uns noch ein paar Tipps für die Sehenswürdigkeiten und biegt dann irgendwann ab. Wir schlendern am Park und an der Kathedrale vorbei, die leider nicht geöffnet ist. In einem AT&T Shop kaufen wir noch eine Simkarte, die dann im Endeffekt leider weniger GB bietet, als uns verkauft wurde. Wir gehen mal von der Unwissenheit und nicht einer dreisten Verschlagenheit des Mitarbeiters aus.
Der Ausflug in den nächstgelegenen Supermarkt ist auch ein Erlebnis. Fieber messen, Schuhe in der Desinfektionslösung abtreten, Einkaufswagen am Griff besprühen lassen und unsere Hände desinfizieren. Tja, hier gibt es viel Handarbeit. Der Supermarkt hat ein paar frische Sachen, aber ansonsten ist das Angebot eher amerikanisch. Das Brot und die Brötchen brauche ich nicht zu erwähnen, die sehen wirklich dramatisch hell aus. Auffällig sind die Warnungen auf den Verpackungen, dass sich extrem viel Zucker, Fett, Kalorien oder Transfette in dem entsprechenden Lebensmittel befinden. Ob diese Informationen nun helfen? Ich bin unsicher, denn auch hier laufen eine Menge übergewichtiger Damen und Herren herum.
In Valladolid gibt es mitten in der Stadt die Cenote Zaci. Die können wir am nächsten Tag wunderbar zu Fuß erreichen. Die Bürgersteige sind leider auch nicht alle top, aber immerhin gibt es überhaupt die Möglichkeit, zu Fuß zu gehen. Wir bezahlen ein sehr günstiges Eintrittsgeld von umgerechnet 2€ und kommen in eine Karsthöhle mit diversen Stalaktiten und glasklarem Wasser, in dem schon ein paar Menschen schwimmen. Das sieht wirklich paradiesisch aus. Auf einem Felsvorsprung sitzt ein ziemlich großer Waran, der sich an uns und unseren Fotoversuchen allerdings überhaupt nicht stört. Ich tauche als erste ins Wasser und die Temperatur ist kühl, aber sehr angenehm. Etwas unsicher machen mich die vielen schwarzen Welse, die wohl auch mal an dem einen oder anderen Touristenbein knabbern. Mich verschonen sie allerdings. Wir versuchen nicht darüber nachzudenken, dass die Wassertiefe am Grund der senkrecht abfallenden Felswände angeblich 100 Meter beträgt! Zur Sicherheit sind an einigen Stellen Seile quer über das Wasser gespannt, an denen man sich festhalten kann, und für Nichtschwimmer sind sogar Schwimmwesten vorhanden.
An der Cenote gibt es auch ein Restaurant, aber dort herrscht gähnende Leere, ob es die Regenzeit oder doch die Auswirkungen durch die Corona Pandemie ist, vermögen wir nicht zu sagen. Wir gehen lieber in die Stadt zu einer Halle, in der einige Essensstände mexikanischen Lunch versprechen.
Wir sind nach diesem Ausflug erstmal wieder ziemlich ko, das Wetter macht uns weiterhin sehr zu schaffen und der Jetlag, na ihr wisst schon. Rumhängen ist ab sofort ein wesentlicher Bestandteil unseres Tagesablaufs, oder anders gesagt: Siesta.
(Good Grip, 4.7.2021)