Nun geht es also doch noch auf die große Tour. Wir fliegen zuerst nach Mexiko, um dann hoffentlich später ohne Probleme in die USA einreisen zu können. Denn wir haben uns entschieden, ein großes Stück auf dem Pacific Crest Trail zu wandern und nehmen diesen Umweg in Kauf. Viele Dinge sprechen dafür, trotz aller Umstände dieses Abenteuer anzugehen. Wir haben noch ein gültiges USA Visum, wir haben in einer aufregenden Aktion die Permits für den PCT ergattert, wir haben jetzt die Zeit, und im Moment scheinen unsere Knochen es noch auszuhalten. Wer weiß, was in ein paar Jahren passiert, und ob wir es dann noch machen könnten.
Seit Tagen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. 2Tall näht sich noch einen Regenponcho und einen Rucksack. Ich bereite die Wohnung auf unsere Abreise vor, nebenbei wird gepackt und wir verabschieden uns noch von Freunden und Familie.
Wir starten mit dem Zug von Bremen nach Düsseldorf. Netterweise werden wir von meiner Mutter gebracht und können ganz entspannt los. Die Lokführer haben ihren Streik verlegt und wir kommen am späten Nachmittag in Düsseldorf an, wo wir in einem kleinen Gästehaus übernachten. Der Hausherr ist super freundlich, bringt uns am nächsten Morgen noch gratis Kaffee und Toast und fährt uns sogar zum Flughafen. Er spricht wie Helge Schneider und mit seinem Outfit zeigt er deutlich seine Hippiewurzeln. Ein netter Typ.
Wir sind sehr zeitig am Flughafen, können aber bald das große Gepäck loswerden, ja, wir haben tatsächlich neben unserem Wanderrucksack noch eine extra Tasche dabei, die wir aufgeben. Die erste Station ist Paris, leider gibt es ab Düsseldorf schon die erste Verspätung, weil der Flieger nicht rechtzeitig kommt. Wir haben in Paris etwas Zeitpuffer, aber im Flugzeug bekommen wir mit, wie einige Passagiere sehr unruhig werden, weil sie ihren Anschlussflieger wohl nicht mehr erreichen. Wir sind pünktlich an unserem Gate und erfahren, dass das Flugzeug nach Cancun wohl auch erst später starten wird. Ok, wir sitzen hier trocken, draußen regnet es nämlich heftig, aber die Warterei nervt natürlich schon.
Auf dem langen Flug haben wir zu zweit drei Sitze ganz für uns, was sehr angenehm ist, aber nach zehn Stunden reicht es uns, wir können nicht mehr, sind müde, unsere vier Buchstaben sind so platt gesessen, dass sie nicht mehr zu entziffern sind.
Der Hund, der in Cancun verbotene Lebensmittel erschnüffelt, während wir alle auf unser Gepäck warten, bleibt bei uns nicht stehen und auch bei der "menschlichen" Kontrolle dürfen wir unsere gekauften Chashews aus Deutschland und den noch verpackten Muffin aus dem Flugzeug behalten.
Wir finden den Kontaktmann für unser Shuttle zum Hotel, aber leider muss er noch auf andere Leute warten, die wohl irgendwo sind, aber nicht hier auf dem Flughafen. Nach ewiger Wartezeit werden wir nach Playa del Carmen gefahren und können dann ca. um 0:30 Uhr Ortszeit endlich im Hotel einchecken. (Nach deutscher Zeit ist es also schon 7:30 Uhr morgens... Willkommen im Jetlag!) Es ist warm, es herrscht eine unfassbar hohe Luftfeuchtigkeit und wir sind komplett hinüber und fallen nur noch ins Bett. Aber der Jetlag wirkt und ich wache stündlich ab drei Uhr auf und friere außerdem mit den dünnen Deckchen und der Klimaanlage.
Unser Hotel ist ein fünf Sterne Alles-inklusive-Resort. In so etwas waren wir noch nie und dementsprechend unwohl fühlen wir uns auch. Das Essen findet immer in einer riesigen Halle mit einem wirklich großen Büfett statt. Es sieht alles sehr appetitlich aus, und auch wenn überall eifrige Kellnerinnen und Kellner herum laufen, spüren wir einen dezenten Hauch von Jugendherbergsatmosphäre. Die Kinder und Erwachsenen verhalten sich auch exakt genauso, nur den plörrigen, roten Tee vermissen wir... nicht.
Wir verbringen hier zwei volle Tage, brauchen aber diese Zeit auch, um uns an das sehr feucht-heiße Klima der Regenzeit auf der Yucatanhalbinsel zu gewöhnen. Um die Mittagszeit schüttet es meistens, aber von Abkühlung ist nach dem Guss nichts zu spüren, eher im Gegenteil. Wenn wir aus unserem klimatisierten Zimmer treten, beschlagen uns erstmal die Brillengläser, das sagt alles, oder? Zwischen den Gebäuden streunen sogar echte Nasenbären herum, die darauf hoffen, dass für sie etwas zu fressen abfällt.
Einmal nutzen wir die Tischtennisplatte, die Schläger sind allerdings wegen der Feuchtigkeit ziemlich aufgequollen. Leider lässt auch das Beachvolleyballfeld zu wünschen übrig. Insgesamt geht es hier in dem Etablissment nicht vorrangig um Bewegung, das wird uns schnell klar. Die verschiedenen Pools dienen dazu, dass man vor sich hin planschend immer mal wieder an seinem Cocktail nippt, der am Beckenrand steht. Dabei machen wir dann doch nicht mit.
Das Hotel liegt nicht direkt am Strand, aber es gibt alle halbe Stunde einen Shuttlebus, den wir auch mal nutzen. Dort ausgestiegen bekommen wir allerdings einen Helligkeits- und Hitzeflash. Wir können kaum aus den Augen gucken, weil die Sonne so extrem ist und der weiße Sand das gleißende Licht auch noch von unten reflektiert. Die feuchte Hitze ist hier noch extremer. Es sieht wirklich traumhaft aus, aber so ganz genießen können wir den weißen Sandstrand und die Palmen nicht. Wir versuchen ein paar Schritte am Meer entlang zu machen, brauchen aber bald etwas zu trinken und verlassen diesen Ort zügig wieder. Die Braunalgen, die überall am Strand liegen und im Wasser schwimmen, sind wohl nicht gesundheitsgefährdend, denn einige Touristen lassen sich in dem Badewasser treiben. Aber wir entscheiden uns gegen das Baden, es ist uns einfach alles zu viel hier.
Wir sind nach diesem Ausflug völlig alle und ziehen uns in unser kühles Zimmer zurück.
Um uns in Mexiko zu Akklimatisieren, war es eine gute Entscheidung, zuerst ein paar Tage in diesem Hotelkomplex zu verbringen, und der Hotelvoucher war auch eine Bedingung für die vergünstigten Flugtickets, aber so grundsätzlich können wir mit diesem Alles-inklusive-Konzept einfach nicht viel anfangen.
Wir sind gespannt auf Valladolid, wo wir mit dem ADO-Bus hinfahren. Dort werden wir einige Tage bleiben, um dann später wieder zurück nach Cancun zu gondeln.
Der zweite Teil unseres Mexikoabenteuers beginnt, abseits der Touristenhochburgen.
(Good Grip, 30.6.2021)