Heute, endlich, kurz vor Ende unserer Zeit hier, fahren wir nochmal zum Pico de la Nieve!
Ursprünglich war ja eine Überlegung, dass wir uns zum Pico hochfahren lassen, dann zum Reventon-Pass und weiter nach El Paso oder auf der anderen Seite nach Mazo laufen. Aber das hat mit der Fahrt und dem Touri-Veranstalter nie hingehauen, immer war irgendetwas. Und deswegen gibts jetzt eben nur eine Hin-und-zurück Tour, von uns selbst organisiert.
Wir parken diesmal allerdings etwas näher am Pico als beim letzten Mal, denn auch hier gibt es eine ruppige Piste, die irgendwo im Gelände endet. Ein Jeep hätte hier sicher Vorteile, aber unser roter Flitzer schafft das auch und der Fahrer ist ja jetzt an palmerische Straßenbedingungen gewöhnt.
Wir sind mal wieder weit und breit die einzigen Wanderer. Nicht falsch verstehen, das finden wir richtig gut. Wir fragen uns nur immer wieder, warum nicht mehr Menschen diese wunderbaren Orte besuchen. Es liegt wohl an den niedrigen Touristenzahlen wegen Corona.
Leider gibt es nicht nur Wolken am Hang, auch die Caldera ist randvoll und die Blicke in die Tiefe begrenzt. Aber wir laufen trotzdem los in Richtung Punta de Los Roques und hoffen, dass die Sonne es noch etwas schafft, die Wolkensuppe aufzulösen.
Ich merke auch heute etwas die Höhe, aber diesmal passe ich auf und gehe langsam, Schritt für Schritt, und komme mir vor wie beim Aufstieg ins Basislager zum Everest.
Nach kurzer Zeit erreichen wir eingezäunte Felsen, die einige Petroglyphen aus der Vergangenheit aufweisen. Leider nur sehr schwach zu erkennen. Die Umzäunung musste wegen Vandalismus aufgestellt werden, und da frage ich mich natürlich schon, warum es den Leuten so ein Bedürfnis ist männliche Genitalien und F**k auf den Stein zu ritzen. Ist das das gleiche Bedürfnis wie bei den Ureinwohnern, die sich hier mit ihren Spiralen verewigt haben? Ich bevorzuge eindeutig die Spiralen, auch, wenn ich ihre Bedeutung nicht kenne.
Wir laufen auf einem wunderschönen Weg neben großen Kiefern. Es ist toll und auch mit den Wolken und der schlechten Sicht ist dieser Weg ein Traum. Am Refugio angekommen, schauen wir uns die kleine Hütte mal von innen an. Es gibt 4 Plattformen und sogar Decken liegen herum. Es gibt einen großen Tisch, Spielkarten, ein Gästebuch, Händedesinfektion und draußen sogar einen Regenwassertank, der nicht leer ist. Ein schönes Plätzchen für so ein Refugio.
Wir machen eine längere Pause vor der Hütte, um der Sonne noch eine Chance zu geben, die Wolken zu vertreiben. Aber es gelingt nicht. Im Wolkennebel gehts zurück und an den Kiefern bilden sich schon Regentropfen, die Feuchtigkeit wird aus den Wolken abgefangen.
Wir sind nun doch ein wenig enttäuscht, dass wir auf unserer letzten "richtigen" Tour so wenig Einblicke in die Caldera haben, aber die Wettervorhersagen sind hier nicht so wirklich zuverlässig. Verständlich mit den Bergen, den Hügeln, dem Meer, der Brise, den Wolken, die hier ständig ihr Unwesen treiben.
Aber die Gegend um den Pico de la Nieve ist absolut zu empfehlen und eine Übernachtung im Refugio kann ich mir auch sehr gut vorstellen, denn die Morgen- oder Abendstimmung ist in dieser Höhe bestimmt nochmal besonders, von dem Sternenhimmel mal ganz abgesehen.
(Good Grip, 30.4.2021)