Wir laufen bei bestem Wetter von unserer Unterkunft bergauf und können bei einigen Weinfeldern direkt auf die Traviesa abbiegen. Etwas oberhalb sehen wir zwei kleine Observatorien und ich muss direkt an den Roque de los Muchachos denken, das Bild ist bei mir irgendwie verknüpft. Ein Traumweg ist das hier auf der Traviesa, durch den Wald, mal im Schatten, mal in der Sonne, mal auf, mal ab.
Wir sind uns schon sicher, dass wir den Weg heute mal wieder für uns allein haben, als uns eine spanische Gruppe entgegen kommt. Das bleiben dann aber auch die einzigen Mitwanderer heute, die wir treffen. Wir sind echt froh, dass diese tolle Strecke so wenig begangen ist, wir hatten gedacht, dass einige Touristen in der Osterwoche zu sehen sind, aber die Traviesa scheint einfach noch nicht so bekannt zu sein.
Wir steigen etwas auf, bevor der lange Abstieg beginnt, der aber ausnahmsweise recht angenehm zu gehen ist. Es ist wenig Geröll vorhandem und einfach nicht ganz so steil. Wunderbar.
An dem uns bekannten Abzweig (kennen wir von der vorletzten Tour) geht es in Richtung Tijarafe weiter runter und die Temperaturen steigen wieder merklich an. Das ist schon spannend zu spüren, wie die Höhe und die Temperaturunterschiede sich hier bemerkbar machen.
Wir müssten laut Wegweisern und Karte eigentlich weiter nach Tijarafe absteigen, aber 2Tall hat eine Abkürzung im Blick, die uns wegen der Höhenmeter etwas angenehmer erscheint.
Der erste Teil des lokalen Weges ist in einen Ziegenstall verwandelt und auch die Ziegen sind etwas irritiert, als wir durch ihr Terrain hindurch gehen. Es ist auch sehr vermüllt und leider ist der Weg nicht so gut zu erkennen und sehr zugewachsen. Aber in der Ferne sieht es besser aus und wir hoffen, in dem Geäst, den Felsen, den Kakteen und den Kletten, nicht den Halt zu verlieren. Wir wollen aber auch nicht umkehren, irgendwie schlagen wir uns weiter durch und tatsächlich wird der Weg besser und ich kann mir ein erleichterndes Durchschnaufen nicht verkneifen. Ich habe zwar nur ein paar Kratzer an den Unterarmen und einen Kakteenstachel in der Wade, aber so ganz wohl ist mir bei der Sache dann doch nicht.
Im Barrancogrund angekommen müssen wir nun nur noch den Weg wieder hoch finden. Nach einem kleinen Umweg sehen wir ein Steinmännchen im Gestrüpp, ein deutlicher Hinweis. Hier geht bestimmt mal jemand lang, aber höchstens ein bis drei Leutchen pro Jahr...
2Tall ist der ultimative Pathfinder unter uns und wir schaffen es ohne Probleme durch diverse Dickichte bis zur Straße, die wieder zu unserer Unterkunft führt.
Es ist aufregend gewesen, aber nicht wirklich gefährlich. Grundsätzlich mag ich die offiziellen Wanderwege aber dann doch lieber als die unbeschilderten Pfade.
Wir sind von den Höhenmetern und der starken Sonne erschöpft, aber von dem Wandergebiet direkt vor unserer Haustür mal wieder total begeistert.
(Good Grip, 14.4.2021)