Wir haben mal wieder unseren Standort gewechselt und wohnen für einige Tage an der Ostküste, etwas nördlich von Santa Cruz, in Puntallana.
Das Klima ist hier etwas erträglicher für mich, denn wir sind nicht mehr so hoch und sofort ist es wärmer und auch die kalte Feuchtigkeit in den ungedämmten Häusern ist fast verschwunden.
Unsere heutige Tour startet wieder direkt von unserer Haustür und führt uns durch Terrassenfelder und Hinterhöfe an einigen Schafen und Ziegen vorbei. Die Hunde sind zu hören, aber nicht immer zu sehen und in den vielen Bananenplantagen wird vereinzelt gearbeitet oder gewässert.
Der spektakuläre Barranco de Nogales, den wir durchqueren, bietet uns die Möglichkeit, ohne große Schwierigkeiten ans Meer zu kommen. Die Wellen und die Brandung sind heftig und zum Schwimmen ist es hier definitiv zu gefährlich. Aber es wird mir hier wieder deutlich, wie rau die Küste von La Palma ist. Die Brandung ist so laut, dass 2Tall und ich uns anbrüllen müssen. Es liegt zwar etwas Müll herum, was das Meer so angeschwemmt hat, trotzdem ist es ein besonderes Plätzchen.
Der Aufstieg aus dem Barranco heraus ist in der Sonne zwar sehr schweißtreibend, aber so ein klitzekleines bißchen habe ich das Gefühl, dass unsere Traillegs gedeihen und wir einen Hauch fitter werden.
Über weitere Sträßchen und durch große Bananenplantagen gehts zum nächsten Barranco, den wir queren wollen. Der Weg ist diesmal nass und rutschig und die Vegetation mit riesigen Blättern ganz anders. Aber wenn oben in den Plantagen die Bananen gewässert werden, haben die Geckos und Pflanzen eben auch etwas von den nassen Resten, die durch die Landschaft in den Barranco sickern.
Von oben können wir am Grund des Barrancos einen kleinen Garten entdecken, der direkt ans Meer grenzt.
Dort steht ein nackter Typ rum und füttert seine Hühner. Das wirkt alles etwas bizarr, aber hier hat ein Hippie wohl seinen Ort gefunden. Doof nur, dass der Wanderweg direkt an seiner Dusche und dem Hühnerhof vorbei führt. Wir kommen uns ein wenig komisch vor, wollen so schnell wie möglich vorbei, aber er ruft uns auf englisch zu, dass wir doch auf den Kanaren seien und nicht auf einer arktischen Expedition. Klar, gegen sein Adamskostüm wirken wir wie die Aliens mit langen Hosen, Wanderschuhen, Kappen und Wanderstöcken. Wir wünschen ihm einen guten Tag und machen, dass wir weg kommen. Die Situation ist einfach zu absurd.
Kurz vor Los Sauces müssen wir nochmal extrem kraxeln, diesmal aber auf Asphalt, um hoch ins Städtchen zu kommen. Das ist nicht weniger anstrengend, und als der Platz mit der Bushaltestelle in Sicht kommt, können wir unsere letzten Kräfte mobilisieren. Meine Güte, wie steil dürfen Straßen eigentlich sein? Jetzt wird mir etwas klarer, warum manche alte Herrschaften lieber an den Hauptverkehrsstraßen ihren Spaziergang machen.
Mit dem Bus geht es zurück nach Puntallana und glücklicherweise können wir direkt vor unserer Unterkunft aussteigen. Ein weiterer Traumtag auf einer Trauminsel.
(Good Grip, 26.3.2021)