Mal wieder Bus fahren, nochmal nach Roque Faro. Inzwischen kennen wir jede Kehre und jeden Hund, der den Bus wild anbellt und fast unter die Räder kommt.
Die einstündige Fahrt ist schon lang, aber dann direkt zurück zur Unterkunft zu wandern, ist klasse.
Die Wolken hängen tief, was der besonderen Nebelwaldstimmung keinen Abbruch tut.
Die alte Transversale bietet uns auf diesem Abschnitt weniger Höhenmeter, denn wir sind ja schon auf über 1000m, aber eine Strecke von ca. 20 km. Unser Reiseführer dazu: "Lange, beschwerliche Höhenwanderung durch Wälder und Barrancos."
Der Wanderweg verläuft zu Beginn auf einigen Forststraßen, die wir tatsächlich nach der ganzen Kraxelei auf den spitzen Barrancofelsen genießen. Mal nebeneinander gehen, den Blick in die Weite schweifen lassen, das ist mit diesen Wegen machbar.
Die Weite wird durch die Wolken und den dichten Nebel zwar begrenzt, aber wir sind trotzdem angetan. Denn wir treffen mal wieder keinen Menschen, oft ist es so still, dass wir uns irritiert ansehen und uns fragen, ob es überhaupt so ruhig sein kann. Unsere Ohren sind nichts Gutes mehr gewohnt.
Seit Monaten oder vielleicht sogar Jahren ist hier definiv keiner oder nur ein bis zwei Menschen entlang gegangen, denn die Wege sind zugewachsen und auch die Abbrüche, an diversen Stellen, gleichen kleinen Geröllhalden. Da sieht nichts nach einem ausgetretenem Weg aus.
Auch auf dem Höhenweg queren wir einige Barrancos, die wegen ihrer grauen "Wasser-Steine" am Grund gut zu erkennen sind.
Irgendwann hören wir aber auch mal Wasser rauschen, aber das stammt nicht aus den trockenen Barrancos. Neben den Wegen tauchen immer wieder Leitungen auf, die auch mal den Weg kreuzen. Die Plastikleitungen stören ein klein wenig unser Gefühl von Abgeschiedenheit, aber dass das Wasser von den Quellen oben auf den Höhen irgendwie nach unten in die Orte muss, ist auch klar.
Nach vielen hundert Höhenmetern Abstieg erblicken wir kurz vor Barlovento die Laguna. Ein riesiger Wasserspeicher, der nicht randvoll gefüllt ist, aber schon eine gewisse Menge in sich hat. Bizarr sind allerdings die verrammelten und vergitterten Gebäude an der Straße bis zur Laguna. Dann gibt es sogar noch einen Ort mit Bänken, Aussichtsplattform, Fernglas... Hier sollte wohl mal eine Touristenattraktion etabliert werden. Entweder lange her oder der Ort hat dann doch nicht richtig gezündet.
Die ganze Laguna hat den Charme eines "Lost Place" aus den 80'ern. Oder öffnet sich dieses riesige ovale Ding jeden Moment wie in einem alten James Bond Film?
Alles sehr bizarr, aber das verstärkt mal wieder ein gewisses Urlaubsgefühl.
Von der Laguna sind es nur noch 1,5 km bis zu unserer Unterkunft. Wir sind wieder "zu Hause". Die Füße etwas platt, aber Kopf und Herz voller schöner Bilder von einer besonderen Wanderung.
(Good Grip, 24.3.2021)