Nach einigen logistischen Überlegungen von 2Tall starten wir eine dreitägige Streckenwanderung auf La Palma.
Am ersten Tag packen wir das Auto, unsere Rucksäcke und fahren zu Annas Privathaus, wo wir netterweise das Auto ein paar Tage sicher stehen lassen können. Von dort geht es steil in Richtung El Pilar. Die ersten Kilometer gehts noch gefühlt durch diverse Hinterhöfe kleinerer Gärten und Häuser, dann wird der Weg steiler, steiniger, enger und verwunschener.
Wir können den mit Feldsteinen gepflasterten Weg noch gut erkennen und uns vorstellen, wieviel Arbeit das vor einigen hundert Jahren war. Wir befinden uns nämlich hier auf einem der ältesten Wege, um den Kraterrand zu überqueren.
Wir steigen immer höher und auch hier gibt es immer noch Gründstücke, die scharf von diversen Hunden bewacht werden. Jetzt bloß kein Loch im Zaun finden, denn dann würden wir sehr alt aussehen. Die meisten Hunde begegnen uns hier nämlich nicht gerade freundlich.
Leider kommen wir bei knapp 1000m Höhe in die Wolken und es tropft auch immer wieder mal aus ihnen. Aber die Regenmenge hält sich in Grenzen und wir können ohne größere Einschränkungen weiter laufen.
Am Rastplatz "Pared Vieja" auf 1200m Höhe, können wir unsere nächste Pause dann unter einem Dach machen. Wegen Corona sind zwar fast alle Picknickplätze abgesperrt, aber da haben auch schon andere Menschen vor uns die rot-weißen Bänder zerrissen und die trockenen Sitzgelegenheiten genutzt.
Es wird aber leider relativ schnell kalt in dieser Höhe und wir machen uns an die letzten Kilometer und Höhenmeter bis El Pilar.
Der Weg wird nochmal unglaublich verwunschen, die Bäume sind mit Moos bewachsen, der Pfad ist steinig und irgendwann voll von Tannennadeln. Dieser weiche Teppich trägt uns, bis wir am Parkplatz ankommen, den wir schon von unserer vorletzten Wanderung (Reventon Pass) kennen. Wir treffen auf dem gesamten Weg die Cumbre hoch keine anderen Wanderer oder Mountainbiker. Aber die tiefen Spuren auf dem Weg sind eindeutig. Teilweise sind die Wege nämlich regelrecht kaputt gebremst und wir sind sehr froh, dass wir keinem Kamikazefahrer begegnen, denn ein Ausweichen oder Bremsmannöver können wir uns hier kaum ohne Verletzte vorstellen.
Auf dem Gelände von El Pilar gibt es einige nicht gesperrte Picknickbänke, die wir für eine Pause nutzen. Sofort bekommen wir von zwei Krähen Besuch, die gerne etwas von unseren Proviant haben möchten. Die Vögel sind riesig, sehen aber mit ihrem glänzenden schwarzen Gefieder faszinierend aus. Ein Foto von ihnen wollen sie uns dann aber doch nicht wirklich gönnen, sie lassen uns nicht nah genug heran.
Von El Pilar geht es nur noch abwärts nach El Paso. Wir rutschen auf Lavafeldern nach unten und sind nach diversen Höhenmetern in der Nähe vom Centro Visitantes, von wo es nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft ist.
Meine Hüfte macht mir etwas Sorgen und ich hoffe nicht, dass sich da wieder eine Bursitis entwickelt, die sich schon einmal in einen Wanderurlaub gedrängt hat. Ich versuche bei jedem Schritt, die Hüftmuskeln zu entspannen und bin sehr froh, dass sich der Bereich nach einigen Mobilisations- und Dehnübungen wieder beruhigt.
Wir können die Überquerung der Cumbre tatsächlich auch bei etwas schlechterem Wetter empfehlen. Der Nebelwald um El Pilar herum ist absolut besonders und der weiche Nadelteppich fühlt sich unter den Füßen einfach nur klasse an. Sogar die fast 1000 Meter Aufstieg und die 600 Meter Abstieg sind die Anstrengungen echt wert.
Und morgen folgt die vielleicht schönste Wanderung von La Palma: die Vulkanroute!
(Good Grip, 6.3.2021)