Während der Nacht prasselt es heftig aufs Dach und auch der gesamte Vormittag ist ziemlich verregnet. Pinkie versucht es immer wieder, mit kläglichem Maunzen, dass wir die Tür für ihn öffnen, aber wir lassen uns nicht erweichen, auch wenn es mir schwerfällt.
Wir lesen etwas, kochen und irgendwann hat 2Tall die Idee, mal die Webcam vom Besucherzentrum an der Westseite der Insel aufzurufen. Und siehe da, da scheint tatsächlich die Sonne. Also entschließen wir uns am Nachmittag, einfach die Straße in die Berge zu nehmen, um vielleicht dann über den Wolken in der Sonne zu sein. Die Straßenführung und die diversen Höhenmeter sind aberwitzig und nicht nur das Auto muss ordentlich schuften, auch unsere Ohren haben mit dem Druckausgleich mächtig zu tun. Auf der Straße liegen immer wieder Gesteinsbrocken, die von den Felsen abgeplatzt sind und zu Slalomhindernissen werden. Die etwas ruppige Piste am Ende nutzen wir diesmal nicht komplett aus, sondern laufen auf ihr, bis wir zum Start des Wanderweges auf den Pico de la Nieve (2239m) gelangen. Der Aufstieg ist diesmal gar nicht so anstrengend, sollten wir etwa schon Traillegs haben, oder lag es einfach daran, dass wir gar nicht soviele Höhenmeter machen mussten?
Der kalte Wind und die geringen Temperaturen machen uns etwas zu schaffen. In manchen Bereichen gibt es noch kleine Schneefelder und wir ahnen, wie kalt es des nachts hier oben werden kann. Brrrr. Der wahnsinnige Blick auf den Teide und das klare Licht entschädigen aber für jede Unannehmlichkeit.
Auf dem Gipfel des Pico de la Nieve herrscht eine sehr steife Brise und wir verweilen nicht lange, auch wenn der Blick auf die Bergkette des Kraterrandes und auf die Insel Teneriffa beeindruckend ist. Zurück nehmen wir eine etwas andere Route, die ebenfalls wildromatisch durch den Kiefernwald verläuft. Bei 5 Grad Außentemperatur kommen wir dezent durchgekühlt, aber sehr glücklich wieder am Auto an. Wir waren allein auf diesem Weg, hatten den Gipfel für uns und konnten die Vogelperspektive über den Wolken kaum mit unserem Verstand fassen. Mit dieser Bergkulisse werden wir klein, ein bißchen demütig und wehmütig. Es ist ein Träumchen, hier zu sein.
(Good Grip, 1.3.2021)