Bei Nieselwetter und Kälte brechen wir auf, um ans andere Ende der Welt zu gelangen. Zweimal 11 Stunden Flugzeit liegen vor uns. Da kommen einem die zwei Stunden Zugfahrt nach Frankfurt wie ein Wimpernschlag vor. Zum Glück hat keine Bahn Verspätung und wir haben noch eine gewisse Zeit, um uns gemütlich auf die nächsten Stunden, gefangen auf einem Sitz in einer Blechkiste, vorzubereiten. Wir schlendern durch das Flughafengebäude, halten bei verschiedenen Buchläden an und hören von weitem die Menschen, die zur Montagsdemo gekommen sind, um eine Vergrößerung des Frankfurter Flughafens zu verhindern. Wir befinden uns immer noch, gute 10 Tage nach dem USA Rückflug, in einer Zwischenwelt und können uns noch nicht so recht vorstellen, bald wieder auf Wanderschaft zu sein. Die Bilder vom Te Araroa, die wir von anderen Wanderern im Internet gefunden hatten, halfen aber mit, eine gewisse Vorfreude zu entwickeln. Leider wird die Logistik am und um den Track wohl deutlich schwieriger werden, denn der Te Araroa ist noch nicht so etabliert wie der Appalachian Trail, wo es ein Leichtes war, sich zu verpflegen oder eine Unterkunft zu finden. Nicht, dass das leicht zugängliche Essen auch geschmeckt hätte... aber davon habe ich ja bereits ausführlich berichtet.
Mit einem Zwischenstopp in Hongkong gibt es die Gelegenheit, sich ein bißchen zu bewegen und nur 1,5 Stunden später begeben wir uns ins nächste Flugzeug, um nach Auckland zu fliegen. Diesmal hat 2tall einen Fensterplatz und ich quetsche mich in die Mitte der Reihe. Glücklicherweise sitzt diesmal keiner vor uns und wir bekommen nicht plötzlich den Bildschirm gegen die Nase gedrückt. Die Uniformen der Besatzung von Air New Zealand sind auffallend farbenfroh, ehrlich gesagt, finde ich die ganz schön hässlich. Und es sind erstaunlich viele Stewards an Bord. Einer organisiert mir sogar noch ein vegetarisches Essen, wofür ich sehr dankbar bin. Was erwartet uns wohl in NZ? Der AT war ja schon fast ein wenig Routine, dort in Neuseeland wissen wir noch nicht so viel und wahrscheinlich müssen wir viel mehr improvisieren bzw. alles nehmen, was so kommt.
Zunächst gilt es aber mal die Flugstrapazen und den Jetlag zu überwinden. Wir kommen morgens in Auckland an, aber bis wir aus dem Flughafengebäude raus sind, ist es auch schon 11.30 Uhr. Beim Zoll werden wir natürlich ordentlich gefilzt, weil wir diverse gebrauchte Campingsachen dabei haben. Das Zelt wird uns sogar abgenommen und wir bekommen es eine Vietelstunde an einer anderen Stelle wieder. Insekten und Pflanzenteile sind die gefürchteten "Mitbringsel", die das Ökosystem hier empfindlich stören könnten. Der Zollbeamte spricht etwas deutsch und sagt mir, dass ich 2tall unbedingt Katzenzungen besorgen soll, weil die ja so lecker wären, ahh ja.
Mit einem Bus kommen wir zwar in die Stadt, aber bis zum Hostel ist es dann doch noch zu weit und da uns vom Flug so schwindelig ist, nehmen wir uns ein Taxi bis zu unserer Unterkunft. Das Hostel liegt ruhig im hübschen Stadtteil Parnell. Es ist einfach und schon etwas runter, aber wir sind froh, angekommen zu sein. Wir duschen und versuchen, nicht einzuschlafen, was nicht einfach ist. Um 19 Uhr legen wir uns dann aber doch hin und schlafen bis zum nächsten Morgen um 8.30 Uhr durch. Da waren wir wohl doch etwas müde von den letzten 2 Tagen. Am nächsten Tag wagen wir uns in die Stadt und gehen durch einen kleinen Park. Es ist alles so grün und die Temperaturen so sommerlich, dass wir es kaum glauben können, hier zu sein. Am DOC-Office wollen wir eigentlich einen Hut Pass kaufen, aber wir sind am falschen Office, denn das ist nur ein Büro für die Mitarbeiter. Na super, das könnten sie ja auch mal im Internet korrigieren. Die nächste Möglichkeit, den Hut Pass zu kaufen, ist im Outdoor Laden in der Stadt, wo wir sowieso hin wollen wegen der gefriergetrockneten Gerichte. Die Innenstadt ist voll und sehr laut und wir sind schnell akustisch überfordert, denn nicht nur Verkehrslärm, auch Straßenmusiker, Musik in den Geschäften und die vielen Leute ergeben eine schwer erträgliche Kakophonie für uns und unsere Ohren. Also nix wie weg und wieder zurück in unseren Stadtteil, wo wir aber noch in einem Schreibwarenladen unsere Bouncebox erstehen und einen Termin beim Chiropraktiker für den nächsten Tag für mich machen. Denn meine Hüfte und mein unterer Rücken machen mir immer noch etwas Probleme, was ich gerne abgeklärt haben möchte. Um 10.30 Uhr gehen wir am nächsten Morgen in die Chiropraxis und ich werde erstmal ein bißchen befragt, woher die Schmerzen kommen könnten. Dann legt der Typ los, als gäbe es kein Morgen mehr. Er ertastet mehrere "Baustellen" und rüttelt mich aber erstmal etwas mit einem Gerät durch, um mich bzw. meine Muskeln lockerer zu machen. Dann kracht und knackt es mächtig und ich vergesse fast zu atmen, weil es auch etwas unangenehm ist. Er empfiehlt mir für die nächsten Tage noch etwas Wärme, aber im Grunde genommen ist seine Meinung, dass das viele Wandern schon ein Gesundheitsrisiko sei, und dass wir versuchen sollten, die Schäden zu minimieren... Hmm, das wollten wir jetzt nicht hören, aber leider fühlt es sich gerade genau so an. Trotzdem treffen wir die letzten Vorbereitungen für unseren Start am Montag und gehen noch einkaufen, um unsere Futtertüten zu präparieren. Morgen müssen wir noch unsere Bouncebox packen und verschicken, dann gehts Sonntag mit dem Bus gen Norden.
Wir sind sehr gespannt auf das Abenteuer Te Araroa, kia ora und bis bald.
(Good Grip, 24.11.2017)