Heute gibt es den Blogpost nur im Telegrammstil, da wir bei unserem Townstop so knapp mit der Zeit sind:
Von Front Royal ging es nochmal mit Mike, der Shuttles anbot, zum Trail, wieder war es schwül und feucht. An den Sky Meadows trafen wir einen ehemaligen Physik Professor, mit dem gefachsimpelt wurde, ich durfte es mir auf einer richtigen Bank gemütlich machen, relativ kurzer Tag bis Manassas Gap Shelter. Larry und Sue kamen vorbei, übernachteten auch dort, wir entschlossen uns, im Shelter zu bleiben, denn es war Regen angesagt. Gegen 20 Uhr taumelte ein Hiker herein, der offensichtlich Drogenprobleme hatte. Wir schliefen die Nacht nicht, denn der Typ hielt uns wach, fand seine Lampe nicht, rauchte nachts um 2 Uhr irgendeinen Mist... es war entsetzlich und wir komplett erledigt. Wir taumelten quasi am nächsten Tag zum nächsten Gap und konnten mit Larry und Sue nochmal nach Front Royal fahren. Im Hotel kannten sie uns ja schon, und begrüßten uns freundlich. Der Erholungstag war nach dieser Nacht dringend erforderlich.
Nach dem Zero Day ging es endlich in den Shenandoah National Park. Leider regnete es noch und der Nebel verbreitete besondere Stimmung. Der Weg noch etwas steil, aber nach der Registrierung wurde es etwas angenehmer und flacher. Am ersten Shelter, die im Shenandoah Park “Huts“ heißen, wurden wir gewarnt, dass Bären hier aktiv wären. Wir blieben im Shelter und hofften, dass diesmal andere Menschen dort sein würden. Die Hütte wurde voll, aber alle waren super nett. Es gab sie also doch noch, die netten Hiker, die den Trail so bereicherten und spannend machten. Am nächsten Morgen starteten wir im Nebel, waren aber bald über den Wolken und hatten eine grandiose Aussicht auf ein Wolkenmeer, fantastisch. Stop am Wayside, wo es diverse Leckereien gab, die wir zusammen mit anderen Hikern genießen durften. Wetter und Stimmung grandios. Leider war es die letzten Wochen zu trocken, deswegen sind auch manche Quellen trocken, deswegen schleppten wir mal wieder Wasser zum nächsten Shelter mit, wir Kamele...
An diesem Tag 15 Meilen, was wir auch schafften, aber nicht ohne diverse Liter Schwitzwasser und mal wieder fantastischen Ausblicken. Shenandoah bot uns wirklich alles, verfärbte Blätter, Einkehrmöglichkeiten und Blicke, Blicke, Blicke. An der Hut zelteten wir und erlebten einen Temperatursturz in der Nacht mit Regen und Wind. Unser Zelt hielt, wir blieben trocken, aber froren am Morgen mächtig, es war nicht viel über Null Grad. Der Wind machte es eisig.
Am Morgen mussten wir uns leider von Larry und Sue verabschieden, ihre Section ging heute zu Ende und sie schenkten uns noch ein paar leckere Hiker-Snacks zum Abschied, sehr nett. Wir hatten aber noch ein paar Tage im Shenandoah und konnten an diesem Tag auch nochmal einkehren, die Wayside am Big Meadows war allerdings voll mit Touris und selbst die Bedienung im Restaurant würdigte uns nur mit sehr abschätzigen Blicken. Grundsätzlich kannten wir das ja schon, aber hier fiel es uns extrem auf. Leider gabs hier keinen Spiritus zu kaufen, den wir dringend für unseren Kocher brauchten. Was für eine Enttäuschung, dazu die unfassbar hohen Preise für unseren Proviant, wir waren bedient.
Am nächsten Campground wollten wir endlich mal wieder waschen und duschen, die Vorfreude war groß... wir kamen aber zu spät am Campingsplatz an. Der Caretaker wirkte erst etwas komisch, aber zum Duschen gab er uns Handtücher für lau und letztendlich wars dann doch ein guter Abend, den wir uns mit Käsebroten, garniert mit Senf und Ketchup, versüßen konnten. Allerdings war die Nacht dann so kalt, dass wir uns wunderten, dass nicht Raureif auf dem Zelt zu sehen war. Leider gabs auch hier wieder keinen Spiritus für unseren Kocher, was uns etwas beunruhigte, angeblich sollte am nächsten Campground etwas sein.
Morgens mit Mütze und Handschuhen auf den Trail, ab in den Wald, mit tollen Wegen und feinen Ausblicken. Ab mittags konnten wir diverse Klamotten ausziehen, und sogar in kurzer Hose laufen. Bis zur High Top Hut war es wieder einiges zu kraxeln, aber der Blick in die Landschaft war toll. An der Hut kam dann nach langer Zeit mal wieder ein Thru-Hiker vorbei, vielleicht der Letzte auf dem Weg nach Süden? Ein Wanderer erzählte, dass er auf dem nächsten Campingplatz eine Site reserviert hatte, wir fragten, ob wir uns den Platz teilen könnten. So hatten wir schon ein Plätzchen für die nächste Nacht sicher.
Auch der nächste Tag wieder super klar, mit blauem Himmel und Sonne und dann auch noch Trailmagic von Sectionhikern. Wahnsinn, wir genossen Trauben, Cola und Chips... die Kombi klingt abenteuerlich, aber auf dem Trail schmeckt alles, zu jeder Zeit, in jeder Kombi ;-) Auf den Loft Mountain mussten wir dann am Ende des Tages noch hochsteigen und die 15 Meilen waren in den Knochen spürbar. Auch hier gabs Duschen, Waschmaschinen und endlich unseren Spiritus zum Kochen, wir konnten aufatmen. Wir erledigten alles, 2Tall lief vor, um noch im Hellen das Zelt aufzustellen, um 19 Uhr ist es ja schon stockduster. Wir kauften noch Brot und Käse und aßen im Dunkeln unser Abendbrot auf dem Campingplatz. Der andere Hiker war schon im Zelt verschwunden, spät wars geworden. 20 Uhr ist Hikers Midnight!
Vorletzter Tag im Shenandoah, knapp 20 Meilen bis zum Calf Mountain Shelter. Wurde ein sehr langer Tag und am Ende waren wir mit 32 km schon ko, aber auch mächtig stolz. Unterwegs wieder viele Tageswanderer, die uns bewunderten, weil wir schon über 50 Tage auf dem Trail waren, wir können es auch kaum glauben. Tolles Wetter, schöne Laubverfärbung und exzellente Wege, deswegen waren auch die 20 Meilen überhaupt möglich. Finaler Anstieg mit einigen Höhenmetern. Endlich am Shelter und an der Quelle, die nur sehr langsam floss, aber immerhin gabs überhaupt Wasser. Es dauerte bestimmt 20 Minuten, bis ich beide Flaschen gefüllt hatte. 2Tall baute in der Zeit das Zelt auf und wieder gabs im Dunkeln erst Abendessen. Wir waren ausgehungert, erschöpft und immer noch stolz auf unsere Leistung.
Nur 7 Meilen bis Waynesboro und dem südlichen Eingang/Ausgang vom Shenandoah. Kein schöner Trail mehr und die Meilen vom Vortag steckten uns noch in den Knochen. Am Blue Ridge Parkway gabs einen Hotdog und Popcorn Wagen, den wir nutzten, um ein paar Kalorien zu tanken. Der Hostelbesitzer holte uns ab und fuhr uns netterweise noch zum Outfitter, wo wir einiges Zeug kauften. Im Hostel genossen wir eine Dusche und kühle Getränke. Es ist ein ausgebauter Keller eines Wohnhauses und der Besitzer Stanimal ist ein ehemaliger Thru-Hiker.
Fazit: Shenandoah gefiel uns sehr, auch wenn wir keine Bären gesehen haben. Wegen der Trockenheit in den letzten Wochen, ist das Laub nicht so bunt wie sonst, aber wir genossen die Farben trotzdem sehr, thumbs up!
(Good Grip, 22.10.2017)