Nach einigen sonnigen, aber auch sehr regnerischen Tagen in Fischerhude, ging es auf die Sättel, um weiter in Richtung Norden zu radeln. Das Wetter hatte sich wieder beruhigt, so dass wir schon bald hinter Fischerhude in kurzen Sachen die Sonne genießen konnten. Auf dem Bremen-Hamburg- Radweg ging es durch hübsche kleine Örtchen und tatsächlich gab es noch andere Radfahrer, die an diesem Tag unterwegs waren. Zum Beispiel trafen wir mehrmals einen Mann, vermutlich mit seinem Sohn, der in Trainingsanzug, Office-Radtasche und Karte in der Hand ein ungewöhnliches Bild abgab. Sein Begleiter war mit kleinem Rucksack und seinem Rennrad auch nicht unbedingt für eine große Tour auf Feldwegen ausgestattet. Ich hatte die Idee, dass die beiden auf einem Kurztrip nach HH waren, vielleicht um eine letzte gemeinsame Ferienaktion zu erleben. Die Wege waren von dem Dauerregen ziemlich aufgeweicht und so mancher Schlammspritzer schaffte es an meinen Unterschenkel. Wir kamen trotzdem gut voran und sahen Störche, Hasen, Rehe und auch Katzen. Eine hätte mich fast den Asphalt küssen lassen. Denn durch einen kurzen Blick nach rechts kam ich vom Weg ab, strauchelte und sah mich schon dem Asphalt sehr nahe kommen. Aber irgendwie habe ich mich gehalten, das Herz schlug mir bis unters Kinn und meine Beine schlackerten etwas vor sich hin... Glück gehabt. Nach 78 km kamen wir in Dibbersen bei Bucholz in der Nordheide an und waren froh, dass wir wieder on Tour waren.
Von Bucholz ging es am nächsten Tag trocken los, aber in Maschen tröpfelte es etwas. Maschen stellte uns leider auch vor eine andere größere Herausforderung, denn die Brücke über den Güterbahnhof war gesperrt. Ankündigung oder Umleitungsschilder..? Bloß nicht, da können sich die Radler mal schön selber was suchen. Über Matsch- und Feldwege kamen wir dann aber mit etwas Verspätung wieder an die Stelle, wo wir hin wollten und radelten weiter gen Elbe. Als wir sie dann endlich sahen, mussten erstmal Fotos und eine Mittagspause gemacht werden. So ein großer Fluß ist ja immer wieder beeindruckend. Wir beobachteten ein paar Schiffe und nahmen Kurs auf Südost, mit Wind von Achtern konnten wir hinterm Deich entlang düsen. Leider war das Flüßchen deswegen auch nicht so häufig zu sehen und einige von uns, waren davon leicht genervt... Wir steuerten mittags dann ein Café an, was einen großen und auch hohen Balkon hatte, ideal, um über den Deich hinweg auf die Elbe zu gucken und auf dem anderen Ufer badende Kühe zu beobachten. Bei Marzipan- und Stachelbeertorte ließen wir es uns so was von gut gehen und genossen unsere Sommerferien bis in jede Zelle. Der Wind stand immer noch gut und wir rollten bis Bleckede und trafen diverse Radwanderer, die ihre Räder hochbepackt hatten, teilweise sogar mit eingeschlagenen Camouflageschlafsäcken in Mülltüten. Aber wir sahen auch die durchgestylten Ortlieb Konsumenten, die mit ihren brandneuen Elektrorädern an uns vorbei peesten. Spannend. In Bleckede stoppten wir nach 89 km im Gästehaus Christa, was wir absolut empfehlen können. Geschmackvoll eingerichtet, Frühstück mit leckerem Müsli und fußläufig auch noch eine gute Pizzeria, die gleichzeitig für den Nachtisch auch Eis anbot, da waren manche Gemüter dann wieder beruhigt.
Das Wetter sah prima aus und wir freuten uns auf einen Sommertag an der Elbe. Noch kurz zum Supermarkt für etwas Tagesproviant, dann rollten wir in Richtung Hitzacker. Am Frühstückstisch erfuhren wir, dass es vor Hitzacker sehr hügelig werden sollte. Hier, direkt an der Elbe? Hmm, wir lächelten noch etwas überheblich, entschieden uns aber dagegen, die Elbseite nur deswegen mit der Fähre zu wechseln. Opa und Enkel, mit denen wir im Gästehaus Christa frühstückten, hatten das nämlich vor und erzählten erfurchtsvoll von Hügeln, bei denen man sogar schieben müsste, weil es so steil werden würde. Als wir an die Abzweigung kamen, die eine Strecke mit 13% Steigung ankündigte, entschieden wir uns für eine etwas flachere Variante- wir Weicheier ;-) Wir hatten zwar dadurch ein Stück an einer Kreisstraße, ohne Radweg, und mit einigen Rasern, aber es gab auch für uns mal eine Abfahrt, wo wir nur rollen lassen konnten. In Hitzacker sahen wir ein paar schöne Fachwerkhäuser, wir stoppten aber nur kurz, um unsere Getränkevorräte beim Netto aufzufüllen. Nach einer sehr sonnigen Rast mit diversen Störchen, die über uns schwebten, ging es bald danach mit dem ersten, kräftigen Regenschauer los. An der Schwedenschanze gabs dann noch einen wässrigen Weg bergauf und eine rutschige Abfahrt wieder runter... weitere Regenschauer folgten, aber wir konnten uns an einer Bushaltestelle unterstellen und am Ende erreichten wir gerade noch die alte Schule in Schnackenburg , bevor es wieder anfing zu schütten. Nach 87 km waren wir froh, dass wir nicht im Garten zelteten, wie wir es mal angedacht hatten, sondern dass wir ganz gemütlich unterm Dach die Aussicht auf den Kirchturm vom Ort hatten. Schnackenburg ist übrigens die kleinste Stadt Niedersachsens und hier treffen sich an der Elbe 4 Bundesländer: Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen Anhalt. Es gibt auch ein Museum über die Zeit, als hier noch der eiserne Vorhang bestand. An der Hauswand hängt eine Gedenktafel, die an die Opfer erinnert, die hier in der Gegend bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind. Erschreckend und für uns kaum mehr vorzustellen, was das für eine Zeit gewesen sein muss, dass die Menschen, bei 5° C Wassertemperatur versucht haben, durch die Elbe schwimmend oder mit selbstgebauten U-Booten in den Westen zu flüchten.
Am nächsten Morgen werden wir die Elbe verlassen und in Richtung Müritz radeln, damit wir auch mal Seen sehen.
(Good Grip, 1.8.2017)