Soonwaldsteig
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Soonwaldsteig

Endlich hatte die jecke Zeit begonnen und wir durften mal wieder raus. Wir waren ganz schön schulmüde und freuten uns sehr, ein paar Tage in der Natur zu sein, dabei bekocht zu werden und sich täglich an den gedeckten Tisch zu setzen.

Freitag: Jägerhaus im Bingerwald nach Bingen

2Tall hatte mal wieder einen logistisch hervorragenden Plan im Vorfeld erstellt, so dass wir mit dem Auto Mittags bei einem Wanderparkplatz am Jägerhaus ankamen, um das Auto dort abzustellen und loszumarschieren. Leider war der erste Blick auf den Weg etwas ernüchternd, denn da war ein großer Zaun, der anzeigte, dass wir diesen Weg nicht nehmen konnten. Wir ignorierten die Sperrung aber einfach, was auch schon viele andere vor uns getan hatten, wie man am ausgetrampelten Weg neben dem Zaun sehen konnte und stapften los. Nach einiger Zeit trafen wir ein anderes Wanderpärchen, was wir sofort wegen des Weges interviewten. Sie gaben grünes Licht, meinten, dass es nur eine Stelle gab, die etwas schmaler werden würde, weil vom Pfad etwas abgebrochen sei. Na dann...

Der Weg war mit dem Bach und dem Wald sehr idyllisch und dazu hatten wir ein Traumwetterchen.

Irgendwann kam dann der Rhein in Sicht und an einem schönen Aussichtspunkt mit Bank und Sonne, entdeckten wir eine Kopie eines Heimatliedes am Baum... ungewöhnlich, merkwürdig. Wir wanderten weiter auf dem Eselspfad, Richtung Bingen, passierten das Schweizer Haus und genossen einen tollen Blick auf Rhein und Mäuseturm. Unsere erste Übernachtung war dann im Hotel in Bingen, leider hatte die Jugendherberge keinen Platz mehr für uns, sonst wären wir natürlich dort eingekehrt.

Samstag: Bingen-Kirn-Forellenhof

Es waren ja eigentlich nur ca. 13 km am gestrigen Tag, aber das Gepäck und der Weg hatten uns doch etwas müde gemacht. Meine Hüftmuskeln waren wohl wegen des Radfahrens etwas verkümmert, aber Dank meiner kleinen Faszienrolle konnte ich alle Teile meines Bewegungsapparates wieder so bearbeiten, dass ich beschwingt am nächsten Morgen in den Zug steigen konnte. In Bingen auf dem Bahnhof begegneten wir grölenden Fußballfans und schon recht angeheiterten Karnevalisten. Die Mischung machte es auch nicht unbedingt besser...

Es ging von Bingen über Bad Kreuznach nach Kirn, an den Ausgangspunkt des Steiges, wo wir Mittags ankamen. Wir mussten erstmal etwas durch den Ort und einige sonnige Hänge bergauf laufen, bis wir wieder so richtig in Wanderstimmung kamen. Das Wetter war weiterhin traumhaft, so dass wir in der Sonne sitzend unsere Mittagspause auf einem kleinen Spielplatz machten. Im Wald überfiel uns dann das totale Trailgefühl, denn die Umgebung war dem Trailhead in Georgia so ähnlich. Leider waren die Traillegs noch nicht halb so gut wie damals und wir quälten uns, schwitzten und keuchten bei jeder kleinen Anhöhe.

Bis zu unserer nächsten Unterkunft, dem Forellenhof, kürzten wir dann etwas ab und wählten die Zufahrtsstraße zum Hotel. Der Forellenhof lag abseits von Straßen und jeglicher Zivilisation (kein Handyempfang), war aber von der Ausstattung ganz schön gediegen. Uns gefiel es sehr, denn es war ausgesprochen ruhig und die Sauna konnte ich am späten Nachmittag auch noch für meine müden Knochen nutzen. Sehr genial.

Sonntag: Forellenhof nach Gemünden

Wir waren am Morgen tatsächlich die ersten beim Frühstück und ließen es uns ausgiebig am noch üppigen Buffet schmecken. Nachdem die Brotdosen wieder reichlich gefüllt waren, ging es bei Sonnenschein am Bach entlang in den Wald. Wir trafen unterwegs diesmal ein paar Leute, einen einsamen Angler, Mountainbiker und etwas abseits sogar 2 Zelte. Leider wurde der Weg dann etwas kraxelig, weil es nicht nur bergauf ging, sondern auch Hindernisse in Form von diversen gefällten Bäumen gab. Das Zeug lag da natürlich noch so rum, wurde mit einem Flatterband abgesperrt, aber wie man als Wanderer auf dem Weg nun weiterkommen sollte, konnte uns keiner sagen. Aber wegen des Wochenendes ignorierten wir auch diese Absperrung und schlugen uns durchs Gehölz.

Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten, denn als wir auf der Höhe am Aussichtsturm ankamen, gab es eine phantastische Sicht und die entsprechende geschwungene Bank zum Sonnenbaden. In der Ferne hörten wir Stimmen und nach einiger Zeit kam das Wanderpärchen vom ersten Tag aus der entgegengesetzten Richtung. Sie machten nur einen kurzen Stopp, wirkten etwas gehetzt, denn sie wollten den Steig an diesem Tag unbedingt beenden. Er jammerte etwas über Knieprobleme... wir vermuteten, dass sie sich etwas zuviel vorgenommen hatten, denn sie hatten in nur 3 Tagen die 85km gemacht.

Nach dem Turm ging es dann eine Zeit lang auf dem Höhenrücken entlang und diverse Steinmännchen säumten den Weg. Das war schön anzusehen, auch wenn der Untergrund immer noch sehr steinig und felsig war und wir balancieren mussten. In der Ferne erblickten wir dann irgendwan schon unseren Zielort, aber am roten Fels hieß es nochmal richtig, die Wadenpumpe anzuschmeißen.

Bis Gemünden waren es noch ein paar Kilometerchen, aber wir schafften es wohlbehalten, am Gasthof anzukommen. Das Etablissment war etwas einfacher als der Forellenhof, aber das Restaurant machte schon um 18 Uhr auf... das war wunderbar. Komischerweise entwickelten sich die Traillegs nur halb so schnell, wie unser Wanderhunger...

Rosenmontag: Gemünd- Argenthal

Wir ließen uns am nächsten Morgen auf die Höhe zurückfahren und starteten bei eisigem Wind. Also, erstmal wieder die komplette Ausrüstung angelegt: Halstuch, Mütze, Handschuhe. An der Altenburg gabs "mal wieder" einen Turm, den ich diesmal auch nutze, um die Aussicht zu bewundern. Aber der Wind pfiff doch recht frisch da oben und so wurde es nur ein kurzer Weitblick in die Gegend. Mit dem Wetter hatten wir auch diesmal wieder Glück. Es regnete nicht und zwischen dem grauen Himmel gab es sogar mal ein paar blaue Flecken.

Irgendwann trafen wir dann auf eine Schutzhütte mit einer Infostafel über das Herkuleskraut... aha, das könnte die Ursache gewesen sein, warum meine Augen am gestrigen Abend so gejuckt und gerötet waren. Entgegen dem Motto, "nur gucken-nicht anfassen" habe ich mir da wohl was eingehandelt, als ich unbedingt an dem Kraut riechen wollte und die Blätter ausgiebig zwischen meinen Fingern zerrieben habe. Wird mir hoffentlich eine Lehre sein. Auf dem Wanderparkplatz, wo wir unsere Wanderung an dem Tag beendeten, wollten wir gerade die Pension anrufen, als ich zwei Hundespaziergänger entdecke, die mit ihrem großen Auto auf dem Parkplatz standen. Ich sprach die beiden kurzerhand an, bat um einen Lift für uns. Das Ehepaar und auch der Hund waren kurz irritiert, nahmen uns dann aber mit in den Ort und brachten uns bis vor die Tür unserer Unterkunft. Es gibt sie also doch, die deutschen Trailangels.

Wenn die Tanke um die Ecke noch aufgehabt hätte, wäre das ein perfekter Abschluss für den Tag geworden, aber wegen der Karnevalstage hatten sie geänderte Öffnungszeiten. Ach ja... es war ja immer noch Karneval, hatten wir schon fast vergessen, aber "es" erwischte uns dann doch noch am Abend, als wir nämlich die Gaststube betraten, kamen uns Pharaos und Prinzessinnen entgegen. Aus dem Nebenraum wurde gegrölt und mit einer Trompete versucht, "Alle meine Entchen" zu spielen. Das war alles so absurd! Und genau aus dem Grund, feiern wir keinen Karneval.

Dienstag: Argenthal-Jägerhaus im Binger Wald

Nach einem tollen Frühstück und gutem Marschproviant, brachen wir zur letzten Etappe auf. Wir ließen uns vom Chef des Hauses zum Wanderweg zurückfahren und konnten bei Wind und Sonne direkt vom Schanzer Kopf starten. Es dauerte nicht lange, bis wir die ersten Windräder hörten, denn die Dinger rauschten enorm und der Wald war leider durchzogen von Schotterzufahrtsstraßen zu diesen futuristischen Windmühlen. Leider blieb dann der Untergrund vermehrt auf Schotter oder Asphalt, was wir mit unseren zarten Füßen einfach nicht gutheißen konnten. Der Plan war ja, keine Regenponchos an diesem verlängerten Wochenende zu benutzen. Am Salzkopf konnten wir noch eine kurze, trockene Rast machen, dann fing der Regen doch noch an und wir mussten passend zu Karneval, das Schlumpfkostüm auspacken.

Die letzten Kilometer gingen dann nur noch bergab und wir rasten zum Auto und waren entsprechend froh, als es in Sicht kam und wir ins Trockene springen konnten.

Das war er also, der Soonwaldsteig... ganz schön, kann man machen, aber leider von den Wegen nicht uneingeschränkt perfekt. Trotzdem waren wir sehr froh, dass wir wieder wandernd ein paar Tage draußen verbringen konnten. Happy trails!

(Good Grip, 17.7.2017)

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