Und schon wieder sind wir fremd gegangen und haben die Wanderschuhe gegen das Fahrrad eingetauscht! Hat sich aber gelohnt, wie wir finden.
Dank des Klimawandels herrschen ja nun auch im Winter teilweise recht angenehme Temperaturen in Deutschland. Wir waren jedenfalls überrascht, dass die Wettervorhersage für den Jahreswechsel teils milde 15 Gard prognostizierte. Also suchten wir uns eine schöne Strecke durch die Eifel aus, sodass wir dann an Silvester die Mosel erreichen würden.
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir zu Hause los und hinunter zur Ahr, der wir flussaufwärts folgten, um dann für die letzten Kilometer steil aufwärts nach Wershofen zu klettern. Natürlich kamen wir dabei ins Schwitzen, aber dafür war natürlich die Abfahrt am nächsten Morgen zurück hinunter ins Ahrtal etwas kühler. Während wir am ersten Tag wirklich wie an einem warmen Frühlingstag in der Sonne unterwegs gewesen waren, zeigte sich der zweite Tag wolkig, grau und etwas kühler, aber immer noch angenehm. Wir verließen nach einigen Kilometern die Ahr und fuhren zunächst auf einer ehemaligen Bahntrasse und später sogar ein Stückchen auf dem Eifelsteig weiter bergauf, um dann schließlich am Kriminalhaus in Hillesheim vorbei über die Höhen nach Prüm zu gelangen. Dabei hilft uns immer wieder die hervorragende Routenplanung von www.brouter.de, die man mit ein bisschen Gefummel auch als Plugin in eine Karten-App auf dem Handy einbinden kann. So fanden wir einen Weg, der mit den sanftesten Steigungen über schöne Nebenstraßen auf den niedrigsten Übergang zwischen den Eifeltälern führte. Wunderbar, davon hätten wir früher nur träumen können, als wir mit Papierkarten unterwegs waren!
In Prüm zeigten sich die Leute im Hotel einigermaßen überrascht, dass jemand um die Jahreszeit mit dem Fahrrad durch die Gegend gondelt, aber es gab ja abends warme Duschen, und so konnten wir danach gemütlich essen und sogar zum Ausklang noch etwas Billard spielen. Nur am nächsten Morgen waren plötzlich die Duschen nicht mehr warm, was die anderen Gäste mehr ärgerte als uns.
Leider folgte nun der unangenehmste Teil dieser Radtour, denn wir mussten bei Regen die ersten Kilometer recht steil aus dem Prümtal heraus klettern. Bald war es jedoch wieder trocken und wir folgten dem schönen Kylltalradweg. Aber an einer Stelle zwischen Feldern, wo der Radweg eine scharfe Kurve hatte und mit Schlamm und Nässe überzogen war, passierte es: 2Tall rutschte mit dem Fahrrad weg und konnte sich nur mit Mühe abfangen, wobei der Rahmen fiese Schürfwunden an seinem Schienbein hinterließ. Autsch! Außerdem schlug der Lenker dann doch auf dem Boden auf und war leicht verbogen, insgesamt war es aber ein Glück, dass nichts schlimmeres dabei passiert ist.
Langsam und vorsichtig fuhren wir weiter Richtung Bitburg, und schon bald zeigte sich sogar wieder die Sonne. Wir entschieden uns, die Kyll zu verlassen und lieber über die sonnigen Höhen Richtung Mosel zu radeln, und das war klasse. Nur am Ende zog sich die Strecke ein wenig und bei der Abfahrt zurück ins Kylltal war es dann doch schon ein bisschen schattig.
Kein Problem, wir hatten ja unser Hotel vorgebucht, es lag fast direkt an der Mosel und hatte ein schönes mittelalterliches Flair. Während wir uns nach der heißen Dusche auf den Weg in die Pizzeria machten, gab es im Hotel ein feierliches Silvester-Menü, bei dem lauter aufgetakelte Herrschaften saßen. Unsere Parallelwelt der Funktionsshirts und Packtaschen sieht doch etwas anders aus.
Den Jahreswechsel hätten wir dann fast verschlafen, wenn uns nicht die Knaller und Raketen von der Uferpromenade geweckt hätten.
Am nächsten Tag konnten wir den Müll der Silvesternacht noch "bewundern", als wir uns auf den Weg zurück ins Kylltal machten. Wir folgten der Bahnstrecke und hatten an diesem grauen Neujahrstag die Welt dort fast für uns allein. Wir mussten noch zwei knackige Steigungen überwinden und die folgenden Abfahrten meistern, weil der Kylltalradweg zwischenzeitlich das Flussufer verläßt, um Schleifen abzukürzen, aber dann stiegen wir in Mürlenbach in den Zug, um zurück nach Hause zu kommen. Bizarres Detail zum Abschluss: An diesem Bahnhof muss man tatsächlich dem Zugführer zuwinken, um zu signalisieren, dass man mitfahren möchte, sonst hält der Zug nicht an!
Fazit: Gelungenes Kurz-Abenteuer in der wunderbaren Eifel zu einer ungewöhnlichen Jahreszeit.
(2Tall, 17.6.2017)