Eifelsteig: Von Gerolstein nach Daun
Eifelsteig
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Unsere letzte Wanderung im Sabbatjahr?

Wir wollten unbedingt nochmal eine etwas längere Tour in unseren Ferien machen, wenigstens eine Übernachtung sollte drin sein. 2Tall suchte eine wunderschöne Strecke auf dem Eifelsteig aus und das Wetter war bis auf einen Winz-Schauer super. Nicht zu heiß, ein leichter Wind, just perfect for hiking. Start war Gerolstein, wo wir an einer Schule parkten und direkt steil gingen. Komisches Gefühl, denn wir hatten weder 15-kg-Rucksäcke zu schleppen, noch hatte ich meine Stöckchen mit und so balancierten wir uns erst einmal etwas ein. Nach dem ersten Geröll in meinen Schuhen war mir auch klar, dass ich meine Gamaschen vergessen hatte und auf dieser Tour des öfteren einen "Ausleerstop" einlegen musste.

Nach einem kurzen heftigen Anstieg hatten wir den ersten tollen Blick an der Munterley, leider mussten wir uns den Platz mit diversen anderen Wanderern teilen, so dass wir uns schnell wieder auf den Weg machten. Eigentlich wie auf dem Trail, denn an schönen Aussichtspunkten trifft man meistens ebenfalls andere Hiker, die in den USA aber weniger schick ausgestattet sind und auch nicht so fein nach Waschmittel riechen.

Weiter gings zur Buchenlochhöhle, die Schutzort für Mensch und Tier war bzw. immer noch ist? Nachdem wir einige Höhenmeter bis nach Gerolstein abgestiegen waren, ging es danach natürlich wieder rauf bis zur Dietzenley. Kurz vor dem tollen Aussichtsturm gabs einen kurzen, heftigen Schauer, aber dank des Waldlehrpfades standen immer wieder kleine, überdachte Infotafeln am Weg, wobei eine uns bei den dicken Tropfen gute Dienste erwies. Unsere Ponchos wollten wir auf gar keinen Fall rausholen, es ist Sommer und wir sind jetzt "Schönwetterwanderer".

Die Regensachen konnten wir tatsächlich verpackt lassen, denn nach kurzer Zeit ging es trocken weiter und wir waren hoffnungsvoll, dass es bis Neroth nicht mehr regnen würde. An der Dietzenley machten wir unsere Mittagspause mit den Broten und den Müsliriegeln. Die sind hier in Deutschland ja echt klein, wir sind aus den Staaten nur überdimensionierte Lebensmittel gewohnt, aber satt wurden wir trotzdem, es müssen ja auch nicht immer Luna-, Power- oder Cliffbars sein. Obwohl Letztere echt lecker waren. Fand ich zumindest.

Als zwei weitere Wanderinnen zum Aussichtspunkt kamen, machten wir uns wieder auf den Weg und durften erstmal den Abstieg genießen. Leider wurde der weitere Weg bis Neroth ein wenig langweilig, weil wir breite "Waldautobahnen" nutzten und auch die ehemaligen Jagdhütten wenig Abwechslung versprachen. Aber da war ja noch Oskar. Ein schicker braun-gestromter Boxer, der uns wedelnd bei unserer Rast besuchte und erstmal die Lage checkte und alles abschnüffelte. Ich dachte schon, wir hätten jetzt einen treuen Begleiter, weil es sehr lange dauerte, bis die zugehörige Wandergruppe an uns vorbei kam. Aber Oskar entschied sich dann doch für Frauchen. Vielleicht hätten wir ihn mit Müsliriegeln locken sollen...?

Nach einem weiteren Stück bergab ging es kurz vor Neroth noch an einer großen Schafweide vorbei. Die wolligen Viehcher begrüßten uns sehr freundlich und mir war nicht klar, dass Schafe so viele unterschiedliche Stimmen haben können. Manche hörten sich so menschlich an, dass wir dachten, dass da irgendwer auf der Weide stehen würde... dem war aber nicht so. Sie ahmten wahrscheinlich nur die Wanderer nach, die sich täglich mit ihnen versuchen zu unterhalten.

Neroth ist ein sehr beschauliches Eifeldorf und bietet hypergepflegte Vorgärten mit "Hoppelhasengehegen" und der Übernachtungsmöglichkeit "Die Mausefalle". Im Garten dieses Etablissments steht eine überdimensionierte Mausefalle, die sogar im Guinessbuch eingetragen ist. Ich finde, sie hätten das gar nicht nötig gehabt, sich so etwas in den Garten zu stellen, denn das Essen war super und auch so könnte man im Garten wunderbar sitzen.

Wir gönnten uns Kaffee, selbstgebackenen Kuchen und abends frische Pfifferlinge. Lecker!

Am nächsten Morgen durften wir erstmal heftig kraxeln, um auf den Nerother Kopf zu kommen, einem ehemaligen Vulkan mit 647m Höhe. Auf dem Weg hinauf kamen wir an einer Gedenktafel von den Geschwistern Marlene und Peter vorbei, die 1954 durch einen Zünder aus dem Krieg starben. Vor fast genau 60 Jahren ist dieses Unglück passiert und es war ein komsiches Gefühl, hier entlang zu gehen. Auf dem Nerother Kopf findet man nicht nur den Gedenkstein für Robert Oelbermann, der im KZ in Dachau starb, weil er den Geheimbund der Nerommen gründete, sondern auch die 1340 fertiggestellte Burg Freundenkuppe. Ein historischer Ort! Als wir eine kurze Pause einlegten, hörten wir über uns ein Summen. Ein erster Gedanke: Drohnen. Dann war schnell klar, dass nicht weit, auf einer Wiese, jemand mit seinem Quadrocopter spielte. Mitten im Wald wars erstmal ein komisches Geräusch.

Glücklicherweise konnten wir die größere Wandergruppe, die mit uns auf dem Nerother Kopf war, schnell hinter uns lassen und bis nach Daun trafen wir kaum noch Menschen oder Tiere. No wildlife.

Schon um 12:30 Uhr trafen wir in Daun ein und konnten bald den Bus nach Gerolstein nehmen. Wir waren übrigens die einzigen Fahrgäste auf der ca. 35 min. dauernden Fahrt.

Es war nur ein kurzer Wanderausflug, aber wir haben es sehr genossen, auch wenn sich das Wandern hier in Deutschland doch ganz anders anfühlt. Sich morgens frisch geduscht und wohlriechend an den reich gedeckten Frühstückstisch zu setzen, hat definitiv auch was.

Happy trails!

(Good Grip, 26.8.2014)

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