Seit einiger Zeit sind wir wieder in Deutschland. Wir haben den Jetlag zwar hinter uns, aber irgendwie fühlt es sich noch nicht so an, wie ich mir erhofft hatte, dass es sich anfühlen könnte...
Im Gegensatz zu 2Tall habe ich mich auf unsere Rückkehr sehr gefreut, sie war verklärt mit gutem Kaffee, Brot und dem Wiedersehen von Freunden und Familie. Die Ankunft in Bad Godesberg erfüllte und befriedigte erstmal unsere Wünsche, denn Red Veggie und Doc Phrases hatten einen sensationellen Brunch aufgetischt und wir durften die Köstlichkeiten vor uns ausgiebig genießen. Leider waren sowohl mein vestibuläres System als auch mein Gastrointestinaltrakt von dem Flug so irritiert, dass ich nicht in vollen Zügen schlemmen konnte. Aber wir durften auch endlich little Doc Veggie kennenlernen, die wir bisher nur schlafend oder krähend über skype gesehen hatten. Jedesmal sehr bewegend, wenn die Schwangere plötzlich wieder schlank ist, und statt Bauch nun so einen kleinen Wurm im Arm hält. Nach der ersten Nacht war klar, dass der Jetlag sich bei mir voll austobt und bis nachts um 3 Uhr war es nicht möglich auch nur ein Auge zu zumachen. Die Schafherden, die sich in unserer Wohnung inzwischen häuslich niedergelassen hatten, halfen auch nicht wirklich mit. Ok, dachte ich, das sind die ersten Tage, da muss erstmal ein Rhythmus reinkommen, dann wirds bestimmt viel besser. Der Rhythmus ist da, aber ich fühle mich immer noch wie in einer Zwischenwelt.
Da sind die letzten Monate, die erfüllt waren von Wanderwegen, Naturerlebnissen und sehr direkten Menschen am und um den Trail, und jetzt leben wir in einer Welt, die mit Straßen- oder Baulärm und Zivilisationsgeräuschen erfüllt ist. Unsere Ohren sind ziemlich irritiert und mein Hirn muss diese akustischen Reize erstmal wieder verarbeiten. Dazu kommt, dass die Menschen hier ja in ihrem Alltag sind, den wir so lange nicht hatten. Arbeit, Schule, Kinderbetreuung, das Leben ist ja nicht stehengeblieben... na das wäre auch ein Schock bei der Rückkehr für uns gewesen ;-)
Viele Menschen können sich kaum vorstellen, was wir erlebt haben und wollen es deswegen auch nicht so genau wissen? Es ist nur eine Vermutung. Ich würde so gerne mehr erzählen, was mich in dem letzten Jahr bewegt hat, was in mir passiert ist. Ich weiß noch nicht, was ich daraus machen oder mitnehmen will, aber auch das würde ich gerne mitteilen. Will ich mein Leben anders definieren, neu gestalten nach dieser Auszeit? Vielleicht würde ich in Zukunft auch etwas komplett ändern wollen? Mir gehen im Moment so viele Dinge durch den Kopf, aber wer, außer mir kann diesen Gedanken folgen? 2Tall versteht mich und auch andere Reisende, die lange unterwegs waren (hi Volly :-) können nachvollziehen, was so ein Unterwegssein bedeutet. Aber je länger ich wieder in Deutschland bin, desto häufiger entstehen auch gute Gespräche und echtes Interesse, es gibt sie also, die wahren Freunde. Toll, dass ihr da seid!
Ich versuche mich außerdem durchs Singen und Joggen zu sortieren. Das hilft ein bißchen, macht aber vor allen Dingen Spaß. Ansonsten leben wir eine Art Alltag bzw. versuchen, diesen zu gestalten, wie er in einer fast leeren Wohnung ohne persönliche Dinge möglich ist. Toll ist, dass ich wieder etwas kochen kann, um meinen Körper von Burger-, Pizza- und Subwayablagerungen zu befreien und zu detoxen. Ich habe sogar versucht, ein Brot selber zu backen, was mir in dem Gasherd in der neuen Wohnung leider nur bedingt gelungen ist.
Es ist eine besondere Zeit und wir versuchen sie, für uns und unsere Gedanken zu nutzen... gar nicht so einfach ;-)
(Good Grip, 10.8.2014)