Früher als geplant kamen wir in Atlanta an und waren letztendlich froh, dass die Lufthansapiloten uns diesen zusätzlichen Tag zur Organisation gönnten. Die Herren und Damen der Kranichlinie hatten sich nämlich entschieden, genau an dem Tag ihren Streik zu beginnen, an dem wir von Frankfurt Richtung Atlanta starten wollten.
2Tall hat dann in einer stundenlangen Aktion alles um einen Tag verschoben und so ging es schon am Dienstag, den 31.3. los.
Die Zugfahrt nach Frankfurt wurde in Rüsselsheim aufgrund eines Personenschadens noch um 1 Stunde verlängert, aber letztendlich waren wir erleichtert, dass der mitgerissene Mensch überlebt und wir nur diese überschaubare Zeit verspätet in Frankfurt ankamen.
Am Gate in Frankfurt trafen wir übrigens schon die ersten AT Hiker, die unschwer am Guidebook zu erkennen waren. In Atlanta trafen wir im Flughafenbus dann den nächsten Thru-Hiker und wir waren nun doch erstaunt, so früh mit den Trail und seinen Wanderern in Kontakt zu kommen.
Das Hotel im Norden Atlantas war perfekt für unsere ersten Tage, ein Supermarkt und Outfitter in der Nähe und die Bahnhaltestelle um die Ecke. Wir konnten uns also perfekt vorbereiten und zusätzlich ein wirklich leckeres Frühstück genießen. Ich liebe Bagels mit Erdnußbutter :-)
Am Mittwoch-Abend trafen wir Petra mit ihrer Familie zum Essen. Mit Petra habe ich 1991 in Osterholz-Scharmbeck Abi gemacht und dank Facebook sind wir wieder in Kontakt gekommen und konnten unser Treffen kurzfristig planen. Am Freitag, den 4.4. brauchten wir nur noch eine Bahnhaltestelle in der Nähe vom Hotel weiterzufahren, wo wir mit drei anderen Wanderern auf das Shuttle zum Hostel warteten. Da waren Mike, dem wir aber sofort den Trailnamen "Golfclub" gaben, weil er nämlich als Wanderstock einen Golfschläger dabei hatte... bizarr, außerdem John aus den USA und Hanna aus der Schweiz.
Das Hikerhostel war ca. 1 Autostunde von Atlanta entfernt und wir freuten uns, dort einen eigenen Container für die Nacht zu haben, der übrigens brandneu eingerichtet und sehr gemütlich war. Am Abend bestellten wir uns noch mit diversen anderen Hikern zwei große Pizzen, aber einige konnten kaum essen, weil sie so aufgeregt wegen ihres beginnenden Thru-Hikes waren. Mit dabei waren Daryl, ein Immobilienmakler, Hanna eine Hotelfachfrau aus Zürich, Matthias aus der Pfalz, der blinde Brian mit seinem deutschen Schäferhund Oskar und Anna aus South Dakota. Am Samstag, den 5.4. ging es dann endlich morgens los, leider mit einer ewig langen Autofahrt, weil wir erst die Leute am Springer Mountain abgesetzt haben. Wir sind dann mit einigen anderen zum Approach Trail gefahren worden, wo wir erst einmal ca. 400 Stufen am Amicalola Wasserfall hoch klettern mussten. Schweißtreibend.
Nach ca. 9 Meilen erreichten wir mit Sonnenbrand im Nacken den berühmten Springer Mountain, wo wir den ersten weißen Strich erblickten, dem wir die nächsten 2000 km folgen wollten.
Da wir aber ganz gut "zu Fuß" waren, wanderten wir noch mit Matthias dem "Pälzer" weiter bis zum Stover Creek Shelter, wo wir unsere Zelte im Busch aufschlugen. Auch am nächsten Tag war es noch trocken und wir machten ca. 12 Meilen bis zum Gooch Mountain Shelter. Bevor wir dort jedoch ankamen, erlebten wir einen unglaublichen Trailmagic. Eine Gruppe von tollen Menschen hatte dort mehrere Tische mit Obst, Getränken und diversen Süßigkeiten aufgebaut, wo wir uns erst einmal satt essen durften. Wie toll, wie genial ist das? Die Menschen machen das einfach so, weil sie die Wanderer unterstützen wollen.
Wir hatten eigentlich vor, im Shelter zu übernachten, weil die Wettervorhersage so mies war. Aber es war schon rappelvoll und wir mußten das Zelt aufbauen und bekamen wohl auch den letzten offiziellen Zeltplatz. Wir hatten gerade unser Abendbrot eingenommen, da fing es an zu tropfen und es hörte leider auch die ganze Nacht nicht wieder auf. Die Tropfen entwickelten sich leider zu unendlich langen und dicken Bindfäden und unser Zelt sackte aufgrund dieses Gewichts ein wenig zusammen, was leider dazu führte, dass wir von unten ziemlich nass wurden, die Kondensation von oben tropfte und der Schlamm meterhoch ans Zelt klatschte. Dementsprechend feucht und verquollen wachten wir morgens auf, aber wir schafften es dann, als es irgendwann mal aufhörte zu regnen, gut verpackt wieder loszugehen und uns bis zur Straße durchzuschlagen, wo wir uns vom Generalstore mit angegliedertem Hikerhostel abholen ließen. Das Hostel war ziemlich runter und wir waren uns nicht sicher, ob wir wirklich gesund da wieder herauskommen würden, aber es gab etwas warmes zu Essen, wir konnten unsere Klamotten und uns waschen, und diese Dinge reichen, um jedes Hikerherz höher schlagen zu lassen.
Die ersten Tagen waren voll von spannenden Menschen, unfassbaren Wetterkapriolen, wunderbaren Landschaften... Wir sind wieder angekommen, happy trails!
(Good Grip, 11.4.2014)