Prithipura Infants Home
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Nach einer sehr entspannten Zeit in Tasmanien ging es Ende Februar endlich nach Sri Lanka. Ich freute mich sehr darauf und war voller Erwartungen. Leider war die Flugzeit etwas ungünstig und wir kamen mitten in der Nacht in Colombo an. Aber Pieter (einer der Leiter von Prithipura) war so nett, uns trotzdem abzuholen und uns auch morgens um 3 Uhr viel zu erzählen und zu zeigen...

Die Müdigkeit, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit waren ein Schock für uns, und unter den Moskitonetzen und dem wild rotierenden Ventilator versuchten wir, etwas Schlaf zu finden.

Die ersten 2 Tage durfte ich mich langsam eingewöhnen und mußte noch nicht voll mitarbeiten. Mark und ich konnten zusammen ein wenig die Gegend erkunden, das Prithipura Gelände ansehen und diverse Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Kinderheim kennenlernen.

Es gibt dort 5 Gruppen, und die Bewohner sind nach Alter oder Behinderungsgrad aufgeteilt. Es gibt auch erwachsene Bewohner, die seit ihrer Kindheit im Infant's Home leben. Ich sollte die nächsten 4 Wochen in der Usha Gruppe arbeiten, bei den jüngsten Kindern im Alter von 6 Monaten bis 7 Jahren.

Mit mir waren noch 2 Holländerinnen in der Usha Gruppe, die als angehende Krankenschwestern ein mehrmonatiges Praktikum absolvieren.

In jeder Gruppe arbeiten Frauen (Akkas und Nangis), die teilweise schon über Jahrzehnte bei Prithipura sind, und die meisten leben auch auf dem Gelände. Unsere "Akka" hieß Pushpa und arbeitet seit 35 Jahren für die Usha Gruppe. Sie hat sehr viel Erfahrung und hat als "Ersatzmutter" schon ganz viele Kinder großgezogen und in ihren ersten Lebensjahren begleitet. Pushpa hat mir sehr viel erklärt und war immer als Ansprechpartnerin für uns Volunteers da. Sie sprach als eine von wenigen etwas Englisch, aber dennoch waren tiefere Gespräche leider schwierig.

Die Arbeit in Prithi beginnt morgens um 6 Uhr, die Kinder bekommen neue Stoffwindeln, die mit Sicherheitsnadeln festgesteckt werden. Das war bei den stumpfen Nadeln eine Herausforderung, und häufig landeten die Spitzen nicht im Stoff, sondern in meinen Fingerkuppen. Glücklicherweise stach ich nie in die Bäuche der Kinder, das war meine größte Befürchtung bei dieser Arbeit. Dann wurde den Kindern das Essen gereicht, was meistens aus zerdrückter Banane, eingeweichtem Weißbrot und Babybreipulver bestand. Da die Kinder alle sehr schwer betroffen sind, dauerte das Essen entsprechend lange.

Zur Zeit leben 16 Kinder in Usha mit unterschiedlichen Behinderungen, vorwiegend jedoch Cerebralparesen und den entsprechenden Schluckproblematiken. Die Sitzpositionen förderten das Schlucken und Essen überhaupt nicht, und gerade diese Situationen waren für mich in den ersten Tagen sehr schwer zu ertragen. Viele Kinder in Deutschland hätten mit diesem Behinderungsgrad eine Magensonde, um das Verschlucken und mögliche Aspirationspneumonien zu minimieren, aber auch, um hochkalorische Flüssigkeiten verabreicht zu bekommen.

Nach dem Essen wurden die Kinder geduscht und in den Therapieraum gebracht. Die Sitze, Betten und der Schlafssal mußten gereinigt und die Unmengen an Wäsche gewaschen oder aufgehängt werden.

Um 9 Uhr durften wir dann frühstücken gehen und uns etwas erholen. Eigentlich essen die Menschen in Sri Lanka zu jeder Mahlzeit Reis mit Curry, aber morgens gabs auch Brot und Marmelade und ab und zu Bananen, Mangos, Ananas oder Papayas.

Um 10 Uhr durfte ich dann in den Therapieraum gehen und bis 11.45 Uhr mit den Kindern, auch aus anderen Gruppen, physiotherapeutisch tätig werden. Endlich, denn diese Zeiten im Therapieraum habe ich total genossen. Ich konnte mit den Kindern auch ohne Sprache wunderbar kommunizieren und auch die Zusammenarbeit mit der Physiotherapeutin war sehr bereichernd.

Viele Kinder liegen erstmal nur in Rückenlage auf den Matten, bis Manjulaa und ich die Kinder behandelt und dann auch mal in andere Positionen gebracht haben. Leider gibt es kaum Lagerungsmaterial, und das, was da ist, ist dreckig oder kaputt. Das ist schon ein Trauerspiel, und allein von einer aufrechten Position würden die Kinder so sehr profitieren.

Die Physiotherapeutin kommt 3x wöchentlich und versucht ihr Bestes, allerdings ist die Arbeit ohne begleitende Hilfsmittel wie Orthesen, Stehgeräte oder angepasste Sitzschalen nicht sehr effektiv. Zusätzlich kommt 1x wöchentlich ein Ergotherapeut, der aber in den paar Stunden auch nicht alle Kinder behandeln kann...

Nachdem wir die Kinder alle wieder in die Gruppe zurückgebacht haben, wird das Mittagessen bis ca. 13 Uhr gegeben. Dann schlafen die Kinder, und auch wir hatten dann ca. 1,5 Stunden Mittagpause.

Um 15 Uhr wurden die Kinder wieder geweckt, die Stoffwindeln gewechselt und Tee gegeben. Einige Kinder wurden danach wieder in den Therapieraum gebracht, manche blieben aber auch in ihren Betten. Lieke und Michelle haben dann die trockene Wäsche sortiert und Pushpa hat die Stoffwindeln gefaltet. Ich durfte mich in der Zeit wieder in den Therapieraum begeben, wofür ich den beiden Holländerinnen sehr dankbar bin. Natürlich fand ich es viel besser, mit den Kindern Therapie zu machen, als die Wäsche zusammen zu legen.

Um 17.00 Uhr wurde das Abendbrot vorbereitet, die Medikamente bereit gestellt und mit dem Essen begonnen. Bis 19 Uhr waren die Kinder in ihren Betten, die Moskitonetze drüber gelegt und alle für die Nacht fertig gemacht.

Auch wir waren dann meistens entsprechend müde und durchgeschwitzt, so dass wir erstmal duschen gingen, bevor wir in die Küche zum Abendbrot schlenderten, wo auch alle anderen Mitarbeiter ihre Mahlzeiten einnehmen. In Sri Lanka wird mit der rechten Hand das Essen eingenommen, Gabeln gab es für Volunteers und Besucher zum Glück auch, denn mir fiel es einfach sehr schwer, ohne entsprechende Händedesinfektion, mit den Fingern zu essen, mit denen ich vorher die Windeln gewechselt habe. Ich habe es trotzdem an meinem letzten Tag probiert und war nicht wirklich geschickt mit meiner Hand. Das sah bei den anderen Mitarbeitern doch deutlich eleganter aus.

Tagsüber kamen häufig Menschen, die sich das Kinderheim ansahen und dann auch Spenden in Form von Lebensmitteln oder mal Windeln mitbrachten. So gut und wichtig diese Spenden waren, umso merkwürdiger war es für mich, dass die Leute die Kinder angestarrt oder auch fotografiert haben wie im Zoo. Es war ein komisches Gefühl, denn auch wir Volunteers wurden oft mit großen Augen angestarrt. Leider haben uns nur wenige Menschen angesprochen und ein Gespräch kam auch dann nicht wirklich zustande.

Die 4 Wochen in Sri Lanka sind sehr schnell vorbei gegangen und ich weiß, dass ich mit meiner Arbeit nur einen klitzekleinen Tropfen auf einen sehr heißen Stein gegeben habe, aber ich bin trotzdem froh und dankbar über die Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte und die Kinder, die ich kennenlernen und mit denen ich arbeiten durfte.

Prithipura ist inzwischen eine Institution in Sri Lanka und die Leute haben nicht nur ein Kinderheim, sondern auch eine Schule und eine Werkstatt für Menschen mit Handicap aufgebaut. Sie können jede finanzielle Unterstützung gebrauchen. Wenn ihr spenden möchtet, findet ihr alle Informationen auf deren Homepage unter dem Stichwort "Donations": www.prithipura.org

Ich möchte den Kindern und Erwachsenen ebenfalls weiterhin aus Deutschland helfen, und plane einen Transport von Hilfsmitteln. Es werden dringend Rollstühle, Lagerungsmaterial, Rehabuggys und Stehgeräte gebraucht. Nach dem Sabbatjahr hoffe ich dann auf vielfältige Unterstützung von euch!

(Good Grip, 4.3.2014)

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