Nachdem wir zwei sehr schöne Tage in Marahau in den Ocean View Chalets am Rande des Abel Tasmans verbracht hatten, ging es am Samstag Morgen gut erholt in den Nationalpark. Unsere Futterbeutel waren für 7 Tage gefüllt und die Rucksäcke mal wieder sehr schwer, aber so hatten wir für den Coast und den Inlandtrack alles dabei und waren unabhängig von Wassertaxen, die sonst den Rücktransport der Wanderer nach Marahau übernehmen.
Die ersten Kilometer waren wegen der stark ausgetretenen Wanderautobahn ungewohnt, aber die Blicke auf die Traumbuchten entschädigten für alles, was drumherum war. Auch die genervten, missmutigen...? Gesichter der entgegen kommenden Touristen störten uns nicht. Wir waren von der Küste so beeindruckt und konnten uns kaum satt sehen, insofern war es gut, dass der Weg so ausgetreten war...
Auf dem Wasser beobachten wir auch diverse Leute, die mit dem Seekayak unterwegs sind. Man, oh, man, der Park ist ganz schön frequentiert, aber die Natur ist so grandios, kein Wunder, dass hier alle hin wollen. Unsere erste Übernachtung liegt an der Te Pukatea Bay. Wir müssen einen Seitenweg gehen, über einen Hügel, dann sind wir an unserer ersten Traumcampsite. Erst sind wir etwas enttäuscht, weil die Stellen mit den Picknicktischen schon alle besetzt sind, aber wir finden noch einen Platz mit Meerblick und Sizgelegenheiten, die wir uns einfach aus alten Baumstämmen bauen. Was für ein genialer erster Tag, bei Traumwetter im Paradies wandern!
Der nächste Tag war wieder sonnig und wunderschön, so dass wir unseren Tag erstmal mit der 50ger Sonnenmilch beginnen mußten... das ist vielleicht ein Stress. Wenn man keine Sonnenmilch braucht, dann bestimmt die Lotion gegen die Sandflies, man hat es schon schwer im Paradies ;-)
Glücklicherweise mußten wir nicht denselben Weg zurück wie am Vortag, sondern konnten über den Beach, an der Anchorage Hut vorbei, in Richtung Cleopatras Pool gehen. Der kleine Abstecher zum Pool war schön schattig und auch andere Wanderer nutzten dieses Plätzchen zum Erholen und Pause machen.
Der weitere Weg ging durch die Torrent Bay, einem kleinen Ort im Nationalpark mit wunderschönen Privathäusern. Natürlich standen überall Schilder, dass man bitte auf den Wegen oder am Strand bleiben sollte. Fair enough, wenn ich dort wohnen würde, hätte ich auch gerne meine Ruhe. Mal wieder völlig unfassbar, dass dort Menschen leben... so mitten drin im Paradies, wir sind entsprechend neidisch und gehen schnell weiter, denn wir haben noch ein bißchen Strecke und Hügel bis zur Tonga Quarry, unserem nächsten idyllischen Campingspot, zu machen. An der Tonga Quarry wurde Anfang des 20. Jahrhunderts noch Granit abgebaut. Ein paar Reste und die entsprechenden Schilder waren zu lesen, so dass dieses Örtchen nahezu geschichtsträchtig war.
Mit uns landete gerade ein Pärchen aus Belgien an der Bucht an, die sich mit dem Wassertaxi hierher haben bringen lassen. Wir haben uns ein wenig unterhalten und gehofft, dass der Platz nicht mehr so sehr bevölkert wird. Kurze Zeit später kamen jedoch 2 Amerikanerinnen, die juchzend und gröhlend im Meer badeten, sehr strange. Wir waren auch noch schwimmen, ok, das Wasser war ein bißchen frisch, aber muss man gleich so rumschreien. Pure Lebensfreude, wahrscheinlich war es das, was die beiden Damen dort zelebrierten :-)
Etwas außer Sichtweite lag ein Seehund mit einer recht großen Bißverletzung am Bauch. Zur Zeit ist gerade Kampf der Männchen um die Gunst der Weibchen angesagt. Wegen dieser blutigen Auseinandersetzungen schrumpft die Zahl der Männchen erheblich. Unser Strandlöwe machte sich später aber noch lauthals auf zurück ins Meer und unsere Befürchtungen morgens ein totes Tier zu erblicken, wurden zum Glück zerstreut.
Der dritte Tag im Abel Tasman, was soll ich sagen, Sonne, Sand und Meer... mal wieder, aber wir nehmen es so, wie es kommt und beißen in den "sauren Apfel". Heute hatten wir das Glück, an der Awaroa Lodge vorbei zu kommen. Da wir viel Zeit bis zum Inlet Crossing hatten, wir mussten ja auf den niedrigen Wasserstand warten, konnten wir dort gemütlich einkehren. Wir gönnten uns Steak, Kaffee und Kuchen und das bei chilliger Musik unter Sonnensegeln. Schon ein wenig dekadent, aber als Hiker freuten wir uns über das leckere Essen und mißachteten die piekfeinen, älteren Herrschaften einfach, die uns mit rümpfenden Nasen straften. Hey, wir waren erst 3 Tage ohne Dusche, da muss man sich nicht so zimperlich anstellen, oder?
An der Awaroa Hütte, ca. 20 Min. hinter der Lodge, mußten wir dann nochmal 30 Min. warten, um beim Inletcrossing nicht zu nass zu werden. Einige Leute vor uns versuchten es früher, und waren bis zur Brust eingetaucht... mit großen Rucksäcken nicht unbedingt zu empfehlen. Wir hielten uns dann ungefähr an die Richtungsmarkierungen vom Nationalpark und sanken nur bis zu den Knien ein. Alles gut!
Der kleine Campground hinter dem Crossing war diesmal nicht direkt am Strand, was sich aber beim abendlichen, sehr starken Wind als günstig erwies. Ein paar Leute kamen noch, aber es blieb ruhig und nur ein paar seltsam proportionierte Vögel besuchten uns ab und zu.
Der letzte Tag auf dem Coast Track ging wieder an Traumstränden und Buchten vorbei. Tut mir leid, dass ich mich wiederhole, aber so wars: Sonne, Strand, Meer und Farne. Anstrengend zu lesen? Es ist leider noch schöner als in eurer Vorstellung.
Nach einigen Stunden Wanderei, kamen wir an eine Abzweigung zum Separation Point, der die Golden Bay von der Tasman Bay trennt. Eigentlich hatten wir uns schon dagegen entschieden, aber die Warden der nächsten Hütte war auch gerade dort und berichtete uns von Orcas und Seelöwen, die sie dort morgens gesehen hatte. Damit war entschieden, dass ich da unbedingt hin wollte. Der Point war schick, aber von Orcas fehlte jede Spur. Zwei kämpfende Seelöwen tummelten sich auf den Steinen und eine Menge Seevögel saßen auf den Felsen, das war ebenfalls toll zu sehen, aber Orcas wären jetzt zu schön gewesen.
Unser Campingplatz war direkt neben der Whariwharangi Hut und die Warden kannten wir ja schon. Wir suchten uns einen schattigen Platz und legten nochmal alle Klamotten zum Trocknen auf die Wiese. Wenn man sich so ausbreitet, fühlt kan sich doch direkt heimisch :-) Wir hatten es gut getroffen und mit nur einem anderen weiteren Zelt wurde es eine sehr ruhige Nacht. Die letzte auf dem Coast Track, ein genialer Wanderweg auf der Südinsel. Der morgige Tag sollte auf dem Inland Track weitergehen, wir waren auf die Ausblicke sehr gespannt, und ebenso auf die mindestens 600 Höhenmeter, die wir hochzukraxeln hatten. Doch dazu mehr im nächsten Blogpost!
(Good Grip, 22.12.2013)