Wir hatten uns für den Ruhetag in Walpole einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, denn mit den feuchtheißen Temperaturen und einem heftigen Gewitter war es doch gut, ein Dach über dem Kopf zu haben. Aber wir hatten ja auch wieder ein paar Sachen zu erledigen: es musste die stinkige Wäsche gewaschen werden, die Futterbeutel mussten wieder aufgefüllt und die aktuellen Track-Nachrichten im DEC-Büro erfragt werden. In diesem Fall hörten wir leider von einer Umleitung um ein sehr schönes Stück Küste, was wegen kontrollierter Brände geschlossen sei... sehr schade. Aber diese "Buschfeuer unter Aufsicht" müssen scheinbar in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
Bis Peaceful Bay ging es also nur zum Frankland River und zum Giants Shelter, wo wir diesmal jeweils mit 9 Menschen zusammen die Nächte verbrachten. Richtig voll wars... ein Geschwisterpärchen, die eine Auszeit nach dem Examen brauchten, ein Ehepaar, was kürzlich von Perth nach Albany gezogen ist und nun einen Teil bis Albany wandert, eine junge Familie mit einem 18 Monate alten Jungen und eben wir... eine illustre Gesellschaft :-)
Kurz vor der Giants Campsite konnten wir den Tree Top Walk machen und bewundern. Diese riesige Stahlkontruktion in 40 m Höhe war beeindruckend und die Tingletrees waren es ebenso. Wie kann ein Baum mit einem riesigen, ausgebrannten Stamm weiterleben und bis zu 60 m hoch wachsen? Unglaublich!
Bis zur Peaceful Bay waren es nur weitere 14 km und dort hatten wir sogar die Möglichkeit, bei feierlichen Fish und Chips unseren vierten Hochzeitstag zu feiern.
Da ja der Küstenabschnitt um Rame Head wegen Brandrodungen geschlossen war, mußten wir den größten Teil des Weges über eine Schotterstrasse gehen. John und Marilyn waren mal vor und mal hinter uns, aber zusammen mit ihnen und gefühlten 2000 Fliegen gings dann über die Asphaltstrasse nach Peaceful Bay zum Caravan Park. Dort gönnten wir uns alle vier erstmal einen Capuccino und wir auch direkt die Portion Fish und Chips, die ziemlich lecker waren.
Ein Plätzchen fürs Zelt war schnell gefunden und so konnten wir in Ruhe uns und unsere Klamotten reinigen. Die Massen an Fliegen haben leider auch unendlich viele schwarze Punkte auf unseren Mützen und Rucksäcken gelassen. Das haben wir gerne, erst umsonst mitfahren und dann noch die Sitze schmutzig machen, Frechheit! Am Abend gab es dann noch eine unglaubliche Überraschung für uns. John und Marilyn haben für uns eine kleine Hochzeitstag-Feier organisiert: es gab Schokolade und Chips und Allister hatte sogar aus dem Shop eine Flasche Rotwein organisiert, den wir dann vor unserem Zelt zusammen getrunken haben. Sooooo nett von allen, mit uns zu feiern. Toll!
Der härtesteTag des Tracks von Peaceful Bay nach Boat Harbour? Das hatten wir schon ein paar Mal von dem anderen John gehört, aber in diesem Fall wars eine Herausforderung mit den Sanddünen, dem Inletcrossing per Kanu, dem starken Wind, der prallen Sonne und den Fliegen...
Der erste Teil am Strand von Peaceful Bay war noch gut zu machen, weil der Sand relativ hart war und wir gut voran kamen. Bei der ersten Sanddüne kamen wir dann ganz schön ins Japsen, weil sie sehr steil war und uns der Zuckersand immer wieder herunterzog. Oben auf der Düne hatten wir dann aber einen tollen Blick übers Inlet und den Strand. Die erhöhte Herz- und Atemfrequenz hatten sich also gelohnt.
Dann stand das erste Inletcrossing für uns an, die Boote und Rettungswesten waren ein bißchen verdreckt, aber die Überfahrt gestalteten wir so, dass Mark und ich zusammen ein Kanu nahmen und er dann nochmal zurück paddelte, um die Rücksäcke zu holen. In der Zwischenzeit kam auch die junge Familie und Allister kam allein mit dem Boot und dem großen Rucksack. Zurück ist er dann mit zwei weiteren Kanus gepaddelt, um an jeder Seite wieder ausreichend Boote für andere Hiker bereit zu stellen.
Der weitere Weg ging durch eine hügelige Landschaft, die so ganz anders waren als die Vorherigen und mich ein wenig an die Lüneburger Heide erinnerte. Ok, nur ein wenig, aber es war so komplett anders und so etwas hatten wir einfach noch nicht gesehen.
Nach vielen Auf- und Abstiegen an diversen Dünenhügeln kamen wir dann doch endlich an der Campsite an... ufff, ziemlich KO und von der Sonne schön verbrutzelt. Der härteste Tag des Tracks? Absolut vorstellbar und kurz nach der Ankunft am Shelter sehr fühlbar :-)
Der nächste Tag startete schon am Morgen mit praller Sonne und endlich hatten wir das wahre Australiengefühl. Sonnenbrille, Hut, Sonnencreme... mit voller Ausstattung ging es Richtung William Bay Campsite. Bis zum Caravan Park am Parry Beach hatten wir schon einiges hinter uns und deswegen machten wir erstmal eine ausgiebige Pause im Garten des Caretakers. Ein kleines Schwätzchen über den Bibb Track im Allgemeinen und Besonderen und die Bedingungen am Inlet, dann gings weiter über den Strand, wo wir immer wieder von Autos überholt wurden. Sehr bizarr.
Das Inletcrossing konnten wir diesmal zu Fuß machen, nur knapp knietief und ohne starke Strömung gings ca. 15m durch die braune "Brühe". In der Nähe der Inlets ist übrigens der Ozean auch ganz schön von dem Tannin verfärbt. Es glitzert also nicht nur türkis blau am Meer hier.
Bis zur Boat Harbour Campsite ging es ca. 7 km über den Mazoletti Beach bei steifer Brise von vorne und immer wieder weichem Strand-Sand. Beine und Füße wurden entsprechend gefordert und ich hoffe, mein beginnendes Problem mit dem Fuß (shin splints) verzieht sich wieder...
Nach ca. 3 km trafen wir am Strand auf einen Seehund, der etwas matt am Strand lag. Er fauchte uns zwar noch an, aber so richtig fit sah er leider nicht aus. Nur ein Sonnenbad oder doch ein akuter Schwächeanfall? Wir zogen weiter und hörten später von Allister und Anais, dass das Tier noch da war. Kurz vor dem Shelter mußten wir noch eine Umleitung wegen Erosion am Strand in Kauf nehmen und als wir dann am Shelter ankamen ging nix mehr. Wir waren rechtschaffen müde...
Der Tag bis nach Denmark hatte es nochmal in sich, aber bot auch wahnsinnig schöne Blicke auf einige Traumstrände. Wir wählten den offiziellen Weg über den Hügel und kraxelten nochmal 350 Höhenmeter hoch, um dann beim Abstieg richtiges AT Feeling zu bekommen, felsig wars, rutschig wars, Schlangen gabs.
An der Beach Ocean Road versuchten wir den Typ von der Jugendherberge anzurufen, denn er hatte uns am Telefon gesagt, dass er uns abholen könnte, weil der letzte Teil nur durch die Vororte von Denmark ging... Er war leider nicht da und wir mußten den Roadwalk in Kauf nehmen. Die Vorfreude auf einen Lift war zu gross, wir mussten latschen, laufen und uns neu motivieren. War gar nicht so einfach, aber irgendwie sind wir in Denmark angekommen. Im Park in Denmark begrüßte uns die junge Familie, sehr ausgeruht, wenig verschwitzt. Sie hatten sich einen gemütlichen Beachtag gemacht und dann von Freunden abholen lassen- fair enough :-)
Nach einem kurzen Kaffee-Lunch und Supermarkt-Stop gings in die Jugendherberge. Wir werden hier noch einen Ruhetag einlegen, bevor es auf die letzte Etappe nach Albany geht, dem südlichen Ende des Bibbulmun Tracks.
(Good Grip, 11.11.2013)