Das war ein sehr spannender Abschnitt für uns auf dem Bibbulmun Track. Wir hatten Höhen und Tiefen nicht nur wegens des Profils, haben viel gesehen und erlebt und sind nun endlich am Meer!
Schon am ersten Stop am Visitor Center in Northcliffe, wo wir nur kurz Mails gecheckt und den Blog aktualisiert haben, ereignete sich Folgendes: Da wollte doch tatsächlich eine Schlange ins Visitor Center kriechen. Aber wie auch in anderen Läden gilt hier in Down Under: No shirt, no shoes, no service! Die Schlange verzog sich schnell, als das klar war.
Wir hatten auf diesem Abschnitt 6 Übernachtungen in den verschiedenen Sheltern geplant und mussten dementsprechend Futter für uns mitschleppen. Auf der Strasse kurz nach Northcliffe sahen wir dann eine weitere Schlange (siehe Foto), die im ersten Moment noch recht lebendig aussah, aber die platt gefahrenen Stellen am Körper gaben uns dann doch den eindeutigen Hinweis auf das Ableben dieses beeindruckenden Reptils.
Sehr anstrengend wurden allerdings andere Viecher, die uns fast den letzten Nerv raubten. Mücken und Marshflies. Wir vermuten, dass durch den vielen Regen und die jetzige Wärme, die Mücken ideale und auch sehr viele Brutstellen zur Verfügung hatten. Und der Nachwuchs muss sich ja auch von irgendetwas ernähren. Da nimmt man eben leckeres Hikerblut, für die Kleinen nur das Beste.
Die Marshflies sind eine wirklich gemeine Spezies. Die finden es besonders toll, wenn man schwitzt und vom Wandern aufgeheizt ist, dann fliegen sie einen nahezu geräuschlos an und beißen einen sehr schmerzhaft mit ihrem fetten Rüssel. Das tut weh, aber ist zum Glück nicht mit starkem Juckreiz verbunden. Als wir durch eine recht sumpfige Gegend mußten, sind wir von den Marshflies in Kombi mit unendlich vielen Fliegen so dermaßen attackiert worden, dass wir im Sprinttempo zum Shelter gerast sind. Schon um 12.30 Uhr waren wir dort und konnten uns dann jedoch den Nachmittag erholen und auch noch den Mount Chance erklimmen.
Ein typische Aktivität dieses Abschnitts war das "wading". Wir hatten unendlich viele Wasserstellen zu durchwaten, weil große Teile und Flächen des Tracks überflutet waren. Einmal habe ich dazu meine Wanderschuhe ausziehen müssen, um dann mit den Crocs durchs knietiefe Wasser zu waten. Das ist bei diesen schlammigen Pfützen mit Massen an Kaulquapen aber auch nicht wirklich ein Vergnügen, und die Füße sehen dann entsprechend aus. An den anderen Stellen haben wir versucht, uns durchs Gebüsch zu schlagen, um nasse Füße zu vermeiden, aber das hat leider auch nicht immer geklappt.
Das waren nicht unbedint unsere spaßigsten Momente auf dem Track, aber die Ankunft am Mandalay Beach hat dann für alles entschädigt: türkisblaues Wasser, weißer Traumstrand, schroffe Felsküste... na, ihr seht ja selber auf den Fotos, wie schön das ist, und wahrscheinlich gibt es gleich oder später oder morgen noch einen Zusatzbeitrag nur mit den schönsten Strandfotos!
Wenn der Wind nicht so stark und dadurch auch kalt gewesen wäre, hätten wir sicher einen "quick dip" genommen. Da hätten sich die Haie sicher auch gefreut ;-)
Im Woolbales Shelter hatten wir am Abend vorher noch Skippy getroffen, einen Künstler mit Flöte. Er hat sich eine Auszeit auf dem Track genommen und erholt sich durchs Wandern und musizieren. Zum Abschied am Morgen haben wir noch sein Flötenspiel aus einiger Entfernung hören können. Mal wieder eine interessante Begegnung auf dem Bibb Track.
Die nächste niedliche Begegnung war dann mit einem kleinen Lizard (siehe Foto), der am Longpoint Shelter im Abfluss des Regenwassertanks saß, und der sich immer wieder gerne vom kühlen Nass berieseln ließ - er kam immer unter dem Gitter zum Vorschein, wenn man den Wasserhahn aufdrehte...
Um schneller nach Walpole zu kommen, haben wir das Shelter Mount Clare nur für eine Pause genutzt und sind dann weiter ins Städtchen gegangen. Der Tag war ziemlich sonnig und heiß und dementsprechend aufgeheizt und gerötet kamen wir in Walpole an. Das erste offene Cafe wurde von uns gestürmt und da konnte uns auch nicht die Live-Musik abhalten (Schrummelgitarre mit "Knocking on heavens door" - oh weia). Ein kühles Getränk und ein Burger mussten es schon sein, danach erst konnten wir weiter in die Walpole Lodge gehen, ein nettes Backpackers, um die langersehnte und dringend notwendige Dusche zu benutzen.
Vernünftig Essen, eine Dusche, ein Bett, Klamotten waschen... das ist für uns fast wie "zu Hause" ankommen :-)
(Good Grip, 4.11.2013)