Wieder einmal befinden wir uns in einem Internet-Notstandsgebiet, sodass wir heute nur den Text und ein einziges Foto posten können. Die weiteren Bilder laden wir dann bald noch hoch, wenn wir hoffentlich in Pemberton wieder "richtigen" Internetzugang haben!
Nach zwei Zero-Days in Collie sollte uns dieser Wanderabschnitt nach Donnelly River Village bringen. Die zwei Tage in Collie waren nötig, um ausgiebig einzukaufen und uns selber ein Paket in eben dieses Feriendörfchen zu schicken, weil es dort nämlich quasi nix einzukaufen gibt.
Das erste Shelter nach Collie war Yabberup. Der Weg war relativ leicht und bis auf eine paar Schweinchen gab es kaum Wildlife zu bestaunen. Einige sehr große Bäume kamen uns noch in die Quere, die es zu überklettern galt. Der Sturm von vor drei Wochen hat doch einiges umgerissen und uns wird erst jetzt immer wieder bewusst, wie stark er an manchen Stellen gewesen sein muss.
Am Nachmittag kam "Dropbear" ins Shelter, den wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen sollten. Am nächsten Morgen war Dropbear der Erste, der das Shelter verließ, der uns aber nach ca. einer Stunde überholen sollte. Er hatte sich verlaufen und tauchte dann plötzlich aus dem Nichts hinter uns auf. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir uns noch nicht verlaufen haben oder wegen verwirrender Schilder zusätzliche Meter oder sogar Kilometer gehen mussten! "Knock on wood" :-)
Die 20 km bis Noggerup führten an einer Taverne vorbei und wir konnten um 11.30 Uhr einen Famous Mumballup Burger zum Lunch verspeisen. In der Taverne standen wundersame alte Dinge und wir fühlten uns wie in einem Film. Als die Besitzerin dieses Etablissments uns dann von ihrem Nazi-Exmann erzählte und uns von Deutschland vorschwärmte, waren wir irritiert und froh, wieder losziehen zu können. Sehr bizarr...
Der Track führte auf alten Eisenbahnschienen weiter und wohl relativ dicht an den Nestern einiger Magpies vorbei. Es war deutlich, dass sie von unserer Anwesenheit nicht begeistert waren und immer mal wieder im Sturzflug in unsere Richtung ein paar Scheinangriffe flogen.
Nach einigen Kilometern über grüne Hügel und Farmland (wir fühlten uns wie in der Eifel) kamen wir bei bestem Wetter am Noggerup Shelter an. Dropbear war schon da und nach kurzer Zeit sollte noch ein weiterer Wanderer eintreffen, der seinen Hike für drei Wochen unterbrochen hatte, weil er sich in der Taverne etwas Geld verdient hatte. Mit einer Konservendose zum Abendbrot wirkte er eher wie ein "Tourist" auf dem Track, aber er hat ebenfalls vor, bis nach Albany zu gehen.
Die nächtlichen Temperaturen gingen runter auf ca. 2 Grad Celsius und dementsprechend fertig waren wir am nächsten Tag. Es ist schon erstaunlich, wieviel Energie uns diese Kälte raubt. Die kommenden 20 km waren deswegen sehr anstrengend und wir mussten ziemlich kämpfen. Dazu kamen noch ein paar fiese Blasen, die sich an unseren Fersen gebildet hatten und die uns den Weg auch nicht unbedingt leichter machten. Es war eine Quälerei, und als wir am späten Nachmittag Grimwade Shelter erreicht hatten, waren wir sehr froh und erleichtert. Über die Temperaturen in der Nacht lasse ich mich hier jetzt nicht mehr aus, geht einfach davon aus, dass es fast immer unsäglich kalt ist und wir verrückt sein müssen, bei diesen Bedingungen draussen zu schlafen...
Balingup sollte unser nächstes Ziel sein. Ein kleiner Ort mit Hiker Hostel, General Store und Cafe. Das Hostel war sehr, sehr einfach, der General Store extrem teuer, aber das Cafe hats rausgerissen. Mit Scones, Cream, Jam und einem tollen Cappuccino zum Frühstück waren wir versöhnt und konnten gestärkt dem Roadwalk entgegen treten. Bis zum Campground haben wir nämlich die Abkürzung über die Strasse genommen, um uns einige nervige Hügel zu sparen. Ist ja sonst nicht so unsere Art, aber die Fersen-Blasen-Situation hat dies erfordert.
In der Nacht mussten wir zum ersten Mal unser Zelt aufschlagen, denn aufgrund eines Buschfeuers im Februar war das eigentliche Shelter nicht zu benutzen und wir wurden auf einen Zeltplatz umgeleitet.
Der nächtliche Regen konnte uns aber nichts anhaben und auch Hazel und John (Die "Mobytrekkers") sind in ihrem neuen Zelt trocken geblieben und folgten uns am nächsten Tag zum Gregory Brook Shelter.
Es sollte dort voll werden, denn zwei Hiker kamen noch. Einen kannte wir schon aus Collie, der andere war erst in Balingup "eingestiegen" und hatte sich prompt an diesem Tag die Fersen dermaßen aufgescheuert, dass uns rohes Fleisch von seinen Füßen entgegenblitzte... "Autschn!"
Ein gemütliches Feuerchen, das Quaken der Frösche und ein sehr heller Mond rundeten den Tag zu einem typischen Shelter-Hiker-Abend ab.
Der Weg zum Feriendorf Donnelly River Village war lang, aber sehr schön. Durch dichten Wald mit "Baumriesen" sollte dies wohl schon ein Vorgeschmack zu den Karri-Bäumen werden, die wir wohl bei Pemberton, in ein paar Tagen, sehen werden.
Beim Dorfeingang sahen wir die ersten Emus und Kängurus, die ganz gelassen durchs Dorf marschierten. Vor dem Generalstore saßen die Papageien und es war klar, wer hier die Touristen anlockt. Wir gönnten uns ein einfaches Cottage, um mal wieder ein wenig Privacy zu haben und verzichteten deswegen auf den günstigeren Bunk-Room. Im Hinterhof unseres Häuschens konnten wir dann erste Mal ein Känguru mit Joey sehen, zuerst guckten nur ein paar Füße aus dem Beutel, aber bald schon gabs auch Nase mit Kopf. Die Position macht jeder Yogafigur Konkurrenz und gemütlich scheints auch noch zu sein :-)
Auf der Strasse trafen wir dann kurze Zeit spätet den Hiker mit den offenen Fersen. Er wird seine Tour unterbrechen, seine Füße zu Hause in Perth auskurieren (vielleicht eine Hauttransplantation vornehmen lassen?), um sich später nochmal dieser Section auf dem Bibb Track zu widmen. Gute Besserung!
P.S.: Wir feiern hier am Donnelly River übrigens Halbzeit, d.h. wir haben jetzt schon die Hälfte des gesamten Bibbulmun Tracks geschafft!
(Good Grip, 18.10.2013)