Als wir unsere Rucksäcke aufgesetzt und die Sonne uns ins Gesicht strahlte freuten wir uns sehr, wieder unterwegs zu sein.
Nachdem wir fast 1.5 Stunden im Generalstore verbracht haben und hin und herüberlegt haben, wie wir die 7 Tage essenstechnisch bestreiten sollten, haben wir unsere Futtertüten doch voll bekommen. Irgendwie.
Es war mal wieder eine lange Etappe und dementsprechend schwer waren unsere Rucksäcke, aber der erste Tag hatte nur 13 km für uns parat und deswegen sind wir erst um kurz vor 11 Uhr aus Dwellingup gestartet. Wir waren irgendwie erleichtert, diesen trostlosen Ort verlassen zu können.
Die Strecke war sehr gemütlich und abwechslungsreich und zwei Bobtail-Lizards kreuzten unseren Weg. Die sind ganz schön groß und wir hatten entsprechend Respekt vor den züngelnden Reptilien. Schon am frühen Nachmittag trafen wir im Swamp Oak Shelter ein, wo sich die "Mobytrekkers" schon häuslich eingerichtet hatten. Dieses ältere Ehepaar sollte unsere tägliche "Abendunterhaltung" werden, denn sie sind ebenfalls auf dem Weg nach Collie und werden dieselben Shelter ansteuern wie wir.
Der zweite Tag dieser Section sollte uns einen Hauch Sommer bescheren und wir konnten uns nun doch gut vorstellen, wie intensiv die Trockenheit und Hitze hier im australischen Busch im Sommer sein wird. Uns klebten die Zungen am Gaumen, als wir am Murray Shelter ankamen und jeder zischte erstmal innerhalb kürzester Zeit mehrere Liter Wasser weg. "Saufen wie ein Pferd" war in diesem Fall unser Motto :-)
Auch die Mobytrekkers hatten an diesem heißen Tag mit einigen Hügeln ihre Schwierigkeiten. John kam nach einiger Zeit allein angerannt, schmiss seinen Rucksack weg und wollte seiner Frau wieder mit Wasser entgegen laufen. Wir konnten ihm nur unsere Wasserflasche zuwerfen, dann war er schon wieder weg...
Die Campsite lag sehr schön am Murray River und wir hatten uns schon auf einen erholsamen ruhigen Abend eingestellt, als eine siebenköpfige Scoutgruppe in die Campsite einfiel. Mit viel Getöse und Geschrei haben sich die Kinder erstmal in den kalten Fluss gestürzt. Später haben sie ihr Lager aber dann doch einige Meter hinter dem Shelter aufgebaut, so dass wir vier unsere Ruhe hatten. Sehr nett.
Vom Murray River ging es weiter zur Dookanelly Campsite. Leider war es sehr regnerisch und unsere Ponchos im Dauereinsatz. Der Weg ging vorwiegend auf einer alten Bahnlinie entlang und rechts und links hingen Sträucher mit weißen Blüten tief auf den Wanderweg. Das sah eigentlich ganz lieblich aus, aber die Sträucher waren so tief, dass 2Tall sämtliche Spinnenweben einsammelte und Good Grip immer mal wieder feuchte Äste mit entsprechend hoher Geschwindigkeit direkt ins Gesicht bekam. Die Blütenmenge, die wir am Ende des Tages eingesammelt hatten, war beachtlich.
Eine ziemlich aufregende Begegnung hatten wir zwischendurch noch mit einem großen Känguru, was direkt neben dem Track ein Mittagsschläfchen hielt. Wir waren auch gerade etwas im meditativen Wandern versunken, als wir uns drei plötzlich sehr tief in die Augen schauen konnten. Alle waren perplex, das Känguru konnte als erstes reagieren und hüpfte in großen Sprüngen gemütlich davon. Wir standen noch etwas länger da und mußten dann ziemlich lachen. Die Situation war einfach beeindruckend mit diesem riesigen Felltier.
Während des gesamten Tages hörten wir immer wieder ein Geräusch, als wären Baumaschinen auf der anderen Seite des Flusses tätig. Permanentes Rauschen, die ganze Zeit. Abends am Shelter lasen wir dann im Guide Book über ein riesiges Förderband (Bauxit Abbau), was quer durch den Busch verläuft. Diese musikalische Untermalung verfolgte uns übrigens tagelang und fast bis nach Collie, skandalös in so einer schönen Landschaft.
Die Nächte in den Sheltern sind für uns immer noch nicht wirklich erholsam. Entweder läuft das quietschende Förderband, die Mäuse nagen an irgendwelchem Wanderequipement oder unsere Bäuche rebellieren wegen des miesen Fertigfutters. Diese gastrointestinalen Geräusche sind übrigens fast so laut wie das Förderband... Außerdem scheint Good Grips Darmflora von der Erdnussdiät erheblich aus dem Rhythmus zu sein, kein Wunder, denn es gab in den letzten Tagen Tortillas mit Erdnussbutter zum Frühstück, mittags einige bis viele salzige Erdnüsse und am Nachmittag Snickers. Doch zu einseitig...?
Die Etappe von Dookanelly bis Possum Springs sollte die längste und laut John (der männliche Part der Mobytrekkers) die anstrengenste des gesamten Bib Tracks sein. Ja, ok, es gab einige Hügel zu bewältigen, aber den Regen fanden wir doch nerviger. Auch die Unterquerung des Förderbandes gab nicht die gewünschte Abwechslung, allerdings wars dann mal still und wir hatten für ca. eine Stunde Ruhe, wenn nicht die Regentropfen so laut auf den Poncho gepladdert wären.
Die Überquerung des Murray Rivers auf der historischen Brücke war allerdings besonders. Eine beeindruckende Holzkonstruktion, die inzwischen extrem retaurierungsbedürftig ist. Uns hat sie aber noch ausgehalten. Das Wetter wurde in den folgenden Tagen deutlich besser und wir konnten mal die Ponchos im Rucksack lassen und uns an den den beeindruckenden Farben der Wildblumen erfreuen. Über uns flogen immer wieder krächzende, schwarze Cockatoos und mit unserer täglichen Dosis Kängurus fühlen wir uns immer noch wie in einem besonderen botanischen Garten.
Nach sieben Tagen im Busch freuten wir uns sehr auf die Ankunft in Collie. Wir sind in einem gemütlichen alten Hotel untergekommen und werden in den nächsten zwei Tagen wieder allen Komfort des modernen Lebens genießen. Life is good :-)
(Good Grip, 10.10.2013)