Nach knapp 6 Wochen USA und dem ersten Teil des Sabbatjahres haben wir einen Zwischenstop in Deutschland eingelegt. Dieser Aufenthalt war besonders, denn wir haben noch nie Urlaub/Ferien in Bad Honnef gemacht :-) Die Ferienwohnung, in der wir die Woche vebracht haben, war perfekt, um uns, unsere Taschen und den Rucksack zu sortieren und diverse Dinge in Bonn zu erledigen. Toll waren die Treffen mit lieben Menschen in Bonn, wie schön, dass wir uns gesehen haben und vielen dank für die großartige Hilfe von einigen von euch!!! Aber dieser Zwischenstop hat auch etwas unterbrochen, was wir jetzt gerne weiterführen wollen. Denn das Gefühl unterwegs zu sein, zu wandern, der Natur ganz nah zu sein- ja, auch den Mücken-, haben wir in den paar Tagen schon wieder vermisst.
In den USA hatten wir uns an die sehr freundliche und zuvorkommende Art der Leute schon sehr gewöhnt. Sei es im Restaurant, an der Tankstelle oder im Supermarkt, erstmal ist man nett zueinander. Das hat was! Unsere erste Begegnung in Deutschland mit der Deutschen Bahn war eher abschreckend, ok, das war in der Nähe von Mainz, und wir haben auch fast die Züge bekommen, die wir wollten, aber wir hatten nicht den Eindruck, dass die Mitarbeiter kundenorientiert arbeiten...und wenn im Supermarkt ein Gang mit neuen Lebensmitteln zugestellt ist, wird man eben nicht gerade freundlich darauf hingewiesen, dass man doch einen anderen Gang nehmen müsste, denn ich würde ja sehen, dass ich da nicht durchkäme... Unsere "Uhren" ticken zur Zeit anders und das haben wir in den paar Tagen deutlich gespürt. Die meisten Menschen um uns herum sind im Stress, haben einen harten Job, fühlen sich nicht wohl. Und leider haben wir das auch in vielen Gesichtern sehen können.
Ich möchte es nicht als Flucht bezeichnen, aber es fühlt sich gut an, wieder weg zu fliegen, und wir sind sehr dankbar dafür, diese "deutsche Mühle" für einige Zeit verlassen, den Fokus auf andere Dinge legen zu dürfen. Nach der dezent spießig eingerichteten Ferienwohnung in Bad Honnef, einem lauten, aber mit bequemen Betten eingerichteten Hotel in Düsseldorf, sind wir also dann für einige Stunden in Dubai gestrandet. Aus dem Flugzeug war schon das ca. 350m hohe Luxushotel zu sehen, so dass wir eine Ahnung bekommen haben, was uns vielleicht im Flughafen erwartete. Glas, Spiegel, Wasser, Palmen und jede Menge Shops. Das Angebot reichte von Kosmetika, Laptops über Kameras und natürlich Alkohol und Zigaretten. Menschenmassen schoben sich durch die breiten Hallen und waren wahrscheinlich ganz angetan von den vielen Dingen, die man in kürzester Zeit austauschen muss, weil sie entweder leer oder eben nicht mehr dem Trend entsprechen.
Nicht nur der lange Flug von Düsseldorf oder die nächtliche Uhrzeit ermüdeten uns dort sehr. Die Konsum-Zwischen-Welt begeisterte uns nicht, denn man kann keine Funktionsshirts oder gefriergetrocknete Gerichte kaufen :-) Wir freuen uns schon wieder auf das reduzierte Leben auf dem Track, aber es gilt, die letzten Stunden nach Perth zu überstehen. 10 Stunden eingepfercht wie eine Legehenne sind sehr anstrengend, und obwohl wir die Emirates Airlines vom Service her sehr empfehlen können, fühlen wir Menschen, die mehr als 180cm in ihrem Pass stehen haben, wie zusammen gedrückte Knetmännchen.
Dank Navi war das B&B in Perth schnell gefunden und wir nach kurzem Dusch-Check in der Waagerechten, denn langes Stehen oder Sitzen wird mit dem Schwanken in uns zur Kraftanstrengung. Heute realisieren wir vielleicht dann, dass wir in Australien angekommen sind. Zur Zeit können wir das noch nicht realisieren. In wenigen Tagen geht es los, und wir sind gespannt auf eine völlig andere Landschaft auf dem Bibbulmun Track. Die nächsten 2 Monate werden wir hoffentlich die 1000 km wandern können, ohne dass uns Schlangen, Spinnen oder schmerzhafte Knie dabei unterbrechen.
Wir halten Euch, liebe Leserinnen und Leser, auf dem Laufenden - happy trails!
(Good Grip, 17.9.2013)