Hier also eine kurze Zusammenfassung unserer ersten Tage auf dem Appalachian Trail in diesem Jahr, nachdem wir in den beiden vergangenen Sommerferien bereits zwei Sections gegangen sind.
Nach einer aufwendigen Organisation mit einem Flug von Frankfurt via Island nach Boston, einer Fahrt mit einem etwas schrottigen Nissan bei Nacht und Jetlag ins Motel etwa dreißig Km nördlich von Boston und dann am nächsten Tag nach North Conway, sind wir schließlich wohlbehalten, aber dezent gestresst in Gorham mit dem Bus angekommen. Die vorletzte Tour nach North Conway wurde zum ersten Trailmagic Erlebnis, denn eine Hikerfamilie hat uns die letzten 5 Meilen, nachdem wir das Mietauto abgegeben hatten, mitgenommen. Sie haben selber von einem anderen Hiker an diesem Tag einen großen Dienst erwiesen bekommen, nachdem der Hund sich beim Gang auf den Mount Washington die Pfoten aufgeschnitten hatte und nicht mehr laufen konnte. Dort bot ihnen ein Wanderer eine Mitfahrgelegenheit, so dass Hund und der Rest der Familie heile am eigenen Auto ankamen. Der etwas wohlbeleibte Labrador sah immer noch etwas fertig aus, als er so neben uns auf dem Sitz lag, aber dank dieser Aktion bekamen wir einen Lift zu unserer Busstation und konnten noch ein wenig unser Englisch beim Trail-Small-Talk aufbessern.
Dann am nächsten Morgen endlich wieder auf dem Trail, nachdem wir morgens auf der Strasse, die zum Trail führte, noch einen Bären haben entlang spazieren sehen, wurde es uns richtig warm ums Herz... meine Pumpe ging entsprechend, aber die Besitzerin vom Hostel hat uns beruhigt: "Die sind ganz süss und wollen nur spielen...." Ja dann, hinterher und dreimal in die Hände geklatscht, da zischte er schon ab und wir konnten los. Die ersten Tage sind ja bekanntlich die schlimmsten, der Rucksack sauschwer wegen des ganzen Essens, die Schultern und Füße noch ohne Hornhaut, da schmerzt einfach alles und da halfen auch nicht die noch übriggebliebenen Frühstücksmuffins, wir schwitzen und fluchen leise, denn wir sind ja endlich da, wohin wir so lange wollten: auf dem AT.
Die erste Etappe wurde eine Kurze, das Terrain so steil und rutschig, dass wir den ersten Campground angesteuert haben und glücklicherweise den letzten Platz im hintersten Eckchen bekommen haben. Die Zeit reichte noch gerade für unser warmes Abendessen, dann fing es an zu regnen und hörte auch leider die ganze Nacht nicht auf. Das war schon eine erste Probe für Zelt und Stimmung... aber wir bleiben dran, morgen gehts ins Shelter, dann wird alles besser :-)
Nach vier Tagen und unendlichen Höhenmetern haben wir wieder die Zivilisation in Bethel erreicht. Den Wahnsinn von Mahoosuc Notch und Mahoosuc Arm haben wir nur knapp überlebt. Jetzt bekommen wir ein Ahnung, warum der AT hier als schwierigster Teil gilt. Es geht mehr rauf als runter und die Wege sind extrem "steinig". Und wenn ich steinig sage, meine ich nicht die kleinen Kiesel, die jedermann von deutschen Wanderwegen kennt :-) sondern haushohe Felsen!
Ein kleiner Wegausschnitt vom Mahoosuc Notch gefällig: Beim Einstieg kamen uns vier Wanderer entgegen, die entweder geblutet haben, völlig fertig waren und nicht mehr sprechen konnten oder nur über den Weg gestöhnt haben. Wir sind dann aber trotzdem weiter gegangen und haben uns zwei Stunden lang durch enge Felslöcher geschoben, wobei wir den Rucksack hinter uns hergezogen haben oder sind auf allen vieren schräge Felsbrocken hochgeklettert.
Nach dem Notch kam dann noch Mahoosuc Arm, und dieser steile Abschnitt war nur mithilfe der Bäume möglich, die uns oft durch ihre dicken Wurzeln oder Stämme einen gewissen Halt gegeben haben. Am Ende des Tages gab es dafür aber einen wunderschönen Campground, der direkt an einem See lag, nämlich dem Speck Pond...der hieß wirklich so :-)
Am Ende im Grafton Notch hat uns dann wieder mal ein netter Mensch im Auto mit nach Bethel genommen. Nun gönnen wir uns hier nach den Strapazen einen Zero-Day (Ruhetag), der bitter nötig ist, denn einige der teilnehmenden Wanderer (2tall) sind ziemlich am Ende, auch vom Kopf her, denn Auszug, Organisationskram, Flug, Jetlag, hartes Gelände usw. gehen doch bei weitem nicht spurlos an uns vorüber. Aber wir erholen uns gut, essen viel und fett, und starten morgen auf unsere nächste Trailetappe Richtung Andover. Umd wie es der Zufall will treffen wir morgen wahrscheinlich Bekannte aus Deutschland, die uns dann in ihrem Auto wieder zum Trail bringen! It's a small world.
Ach ja, haben wir schon erwähnt, dass wir am dritten Tag unserer Wanderung einen Elch auf dem Trail gesehen haben :-)
(Good Grip, 2.8.2013)