Donnerstag
Endlich ein paar Tage frei und endlich konnten wir unsere Freunde überreden, mit uns einige Kilometer auf dem Westerwald-Steig zu wandern, oder haben sie es vielleicht sogar ganz freiwillig gemacht? Eigentlich mögen sie sich lieber schwerelos unter Wasser oder mit einem Schläger in der Hand in einer Halle bewegen, deswegen war diese gemeinsame Wandertour schon etwas ganz Besonderes für uns. Die 3-tägige Tour sollte von Mehren nach Peterslahr gehen, mit Übernachtungen in Rott und in der Grenzbachmühle in Horhausen. Die Wetteraussichten waren für das verlängerte Wochenende bescheiden, deswegen wurden alle „geimpft“ unbedingt gute Regenklamotten dabei zu haben. Ein finaler Einkauf beim Globetrotter verhalf „Red Veggie“ (ihr neuer Trailname!) noch zu einem tollen Teil, so dass sie in die Familie der Ponchoträger aufgenommen werden konnte.
Der Anblick von vier „Schlümpfen“ ist allen Waldbewohnern dann aber doch erspart geblieben, denn wir hatten Sonne, Wind und Wolken, nur keinen Regen, wie wunderbar.
Die Strecke von Mehren nach Rott war ein gelungener Einstieg, denn wir hatten eine Wegführung an beschaulichen Bächen vorbei und durch wunderbare Waldabschnitte. Die preisgekrönten Fachwerkhäuser in Mehren sind gar nicht so in unser Blickfeld geraten, aber später kamen wir an schicken Fachwerkhäusern vorbei, die wir dann sogar wahrgenommen haben. Am Nachmittag sind wir dann in Rott angekommen und hatten das große Glück, eine Sauna in dem Gasthof anzutreffen. Red Veggie und ich haben das sehr genossen und als es am Abend auch noch Spargel gab, war unser kleines, weibliches Glücksmoment perfekt.
Freitag
Der Weg begann mit Schmerzen, nämlich an Red Veggies Ferse, die leider nach kurzer Zeit rot und blasig war. Ich mache hier jetzt mal keine Negativwerbung für den Tatzenausstatter. Leider wurde die Wanderlust dadurch etwas geschmälert und auch ein kräftig geschmettertes: “Hui, Wäller, allemol…“ (Der Ausruf des Westerwälders!) konnte sie nur zu einem müden Lächeln hinreißen.
Die Tour hatte aber auch einige andere Höhepunkte, die hier unbedingt erwähnt werden müssen. Die Aussicht am Hölderstein und die Wanderung durch das renaturierte Grenzbachtal, in dem Heckrinder (Rückzüchtung der Auerochsen) ihr Unwesen treiben. Toll!
Wir hatten aber keinen Kontakt mit diesen Viechern und konnten die Ausgänge ohne Viehtrieb passieren und mussten uns auch nicht an die Verhaltensregeln kümmern, die überall auf großen Tafeln zur Schau gestellt wurden. Ja, ja, die Deutschen und ihre Regeln!
Ziel der längeren Etappe war die Grenzbachmühle. Ein etwas in die Jahre gekommener Betrieb, der aber die Forellen direkt aus dem Hausteich auf den Teller serviert. Frisch auf den Tisch, nicht wahr „Doc Phrases“?
Samstag
Nach 2,5 Tagen wandern hatten unsere Freunde endlich Trailnamen. Was so ein lauschiger Abend in der Grenzbachmühle mit einigen Gläsern Wein doch bewirken kann: Red Veggie und Doc Phrases waren geboren ;-) Eine Erklärung dazu ist nicht notwendig, oder?
Der Weg führte uns durch Flammersfeld, mitten durch den Ort, in dem an diesem Wochenende Markt und Rummel war. Frauen hätten da wunderbar schlendern und shoppen können, wenn nicht ungeduldige Männer einfach davon rennen würden.
Hinter dem Ort wurde es dann aber wieder sehr idyllisch. Mitten im meditativen Wandern bogen wir dann allerdings falsch ab und kamen vom Weg ab. Mann, mann, mann, sich auf dem Westerwaldsteig zu verlaufen, ist schon eine große Nummer.
Aber der Umweg war nicht allzu lang, so dass wir zu Beginn eines Minischauers am Heiderhof ankamen. Die Idee war, dort evtl. einzukehren, aber leider ist der Hof mit Minigolfanlage und diversen Zimmern seit 2010 geschlossen. Ein paar Kaffeekannen und Weinflaschen standen noch auf den Tischen, ansonsten war es dort verlassen. Ein sehr bizarrer Anblick.
Der letzte Abschnitt nach Peterslahr ging nur noch bergab. Bei Sonne und einem Kaffee auf dem Kirchplatz endete unsere schöne Tour mit Doc Phrases und Red Veggie in den Westerwald.
(Good Grip, 22.5.2013)