Ein Jahr Wandern
Ein Jahr Wandern
Ein langes Wochenende:
Auf dem Werra-Burgensteig
Der Plan für unser Pfingstwochenende geht so: Wir wollen vier Tage lang auf dem Werra-Burgensteig oder in seiner Nähe unterwegs sein. Wir parken unser Auto in Wendershausen und wandern am Hang entlang durch wunderschöne Obstwiesen los. Am ersten Tag wollen wir es langsam angehen lassen, unser Ziel ist Bad Sooden-Allendorf. Auch wenn es heute nur 12 km sind, wir kommen ganz schön ins Schnaufen, denn uns fordern einige Höhenmeter heraus.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Am Anfang können wir uns erstmal darüber wundern, dass der Werra-Burgensteig das mittelmäßig eingängige Kürzel "X5H" hat. Wahrscheinlich gibt es einen einleuchtenden Grund dafür, aber wir kennen ihn nicht. Egal, kurze Zeit später erwischt uns ein Regenguss, und wir werfen die volle Montur über. Mark hat allerdings für dieses Wochenende die Taktik "Regenschirm" gewählt und muss darum nicht mit dem Poncho rumhantieren. So ein Schirm ist wirklich eine gute Alternative, aber natürlich nur, wenn es nicht zu viel Wind gibt.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Auf schönen Waldwegen kommen wir zur Jägereiche, wo zwei Wanderer schlafen, der eine auf dem Boden, der andere in einer Hängematte. Sie scheinen uns gar nicht zu bemerken, und wir wollen sie auch nicht stören.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
In Bad Sooden-Allendorf checken wir in unserer Pension ein und gehen dann noch einkaufen, sind aber sehr enttäuscht, dass sich in dem ganzen Ort kein Pocket-Coffee auftreiben lässt. Die mit Espresso gefüllten Pralinen gehören mittlerweile doch fast schon selbstverständlich zu unseren Touren dazu.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Am nächsten Morgen überqueren wir nach einem Besuch beim Bäcker zuerst mal die Werra, hier ist es wirklich idyllisch, und noch regnet es nicht. Das ändert sich beim folgenden Aufstieg auf den Höhenzug. Der gesamte Wald ist triefend nass, sodass es auch dann noch tropft, wenn der eigentliche Regen längst aufgehört hat.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Oben gibt es ein paar richtig beeindruckende Aussichten hinunter ins Flusstälchen, und als wir dann an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ankommen, scheint sogar wieder die Sonne. Auf dem Kolonnenweg geht es vorbei an der Stasi-Schleuse. Was für eine bizarre Stelle: Hier sind wohl Menschen durch eine Art Abflussrohr gekrochen, um heimlich die Grenze zu passieren. Wir sind froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Wir passieren die passend benannte "Schöne Aussicht" und erreichen zur richtigen Zeit diverse Schutzhütten, in denen wir die nächsten Regenschauer aussitzen können. Dann stiefeln wir steil hinab durch den Wald Richtung Jestädt, wo wir uns für die Nacht einquartieren. Das Zimmer wird durch unsere nassen Sachen zur Tropfsteinhöhle, in der wir uns total happy Salat und Pizza reinziehen, die uns der Lieferdienst gebracht hat. Ja, als Wanderer haben wir es wirklich schwer!
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Früh am Pfingstmontag sind wir allein auf der Straße, was sehr praktisch ist, denn jetzt ist erstmal latschen auf Asphalt angesagt, um zurück zum Burgensteig zu gelangen. Leider passen wir an einer Pferdeweide einen Moment lang nicht auf, und unsere Hündin bekommt am Elektrozaun einen gewischt. Socke jault und wird panisch, weil sie natürlich nicht versteht, was da gerade los war. Und der Schlag hat bestimmt fies weh getan. Irgendwie hält sie jetzt auch etwas Sicherheitsabstand von uns, vielleicht denkt sie, wir hätten ihr den Schmerz zugefügt.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Wie auch immer, Mensch und Tier müssen sich erstmal wieder beruhigen, also wandern wir nach einer Pause langsam weiter. Es herrscht etwas gedrückte Stimmung, trotz des traumhaften Wetters und vieler schöner Aussichten. Später kommen wir auf die Idee, Socke zu zeigen, was an solchen Zäunen passieren kann, indem wir mit der Hand einen Zaun anfassen und dann gespielt heftig zurück zucken und fluchen. Wahrscheinlich ist das unsinnig und sie versteht es nicht, aber sie schaut sich unser Schauspiel interessiert an, und wir hoffen, dass sie es doch irgendwie mit dem Vorfall in Verbindung bringt. Irgendwann im Laufe des Nachmittags wird sie glücklicherweise auch wieder zutraulicher.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Einige Höhenmeter und ein leider geschlossenes Cafe später erreichen wir wieder die ehemalige innerdeutsche Grenze, bevor es schließlich sehr lange bergab geht nach Wanfried. Wir übernachten dort in dem Hotel, wo wir schon 2017 auf einer unserer Radwanderungen Station gemacht haben. Und es gibt ein Eiscafe, das geöffnet hat, und abends sitzen wir zum Essen in einem Biergarten direkt am Fluss, und die Gastgeber in dem Biergarten sind auch fast freundlich!
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Die letzte Etappe am vierten Tag ist zweigeteilt: zuerst gehen wir von Wanfried nach Eschwege, nehmen dann den Zug nach Witzenhausen, und laufen schließlich von dort zurück zum Auto.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
Bei Traumwetter führt uns unsere Wanderung durch lauschige Wälder und über aussichtsreiche Wiesen. Wir werden übermütig und denken, dass wir auch einen früheren Zug kriegen können als geplant. Wir rasen quer durch Eschwege zum Bahnhof, und das ist vielleicht auch ganz gut so, denn wir mögen sowieso keine Städte, und unser Söckchen ist auch immer nur gestresst von vielen Leuten und Autos.
Ein langes Wochenende: Auf dem Werra-Burgensteig
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Wir schaffen es tatsächlich und erreichen den Zug zwei Minuten vor der Abfahrt. Dann müssen wir allerdings nochmal quer durch Witzenhausen, also gibt es doch noch mehr von dem ungeliebten Stadtverkehr. Socke muss sogar mittendrin noch warten üben, denn wir Menschen können nicht am Imbiss vorbei gehen, ohne uns fettes Essen zu kaufen.
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Raus aus Witzenhausen und noch durch ein paar Obstwiesen die letzten Kilometer zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wir sind traurig, dass es schon wieder vorbei ist. Die Gegend ist wirklich toll, und wir haben die Idee, im Sommer mal länger auf dem Wanderweg "Grünes Band" unterwegs zu sein.
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Am Ende in Wendershausen können wir noch kurz die Füße ins Kneippbecken stecken, wo das Wasser so eiskalt ist, dass der Hund reißaus nimmt. Ganz klarer Fall von "Könnte schlimmer kommen"!

(Mai 2024)   < vorheriger Blogpost nächster >

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