Olympic National Park:
2. Vier Tage Wandern am Elwah River
Unsere erste längere Tour geht entlang des Elwha Rivers. Wir wollen zwei Tage am Fluss ins Tal hinein laufen und dann wieder zurück.
Alle Wanderungen müssen hier mit Bärencanister gemacht werden, die sind leider schwer und schnell voll. Unsere viertägige Verpflegung passt so gerade rein, aber schwer wird der Rucksack werden, das ist klar.
Wir stellen das Auto ab und müssen erstmal eine Umleitung laufen, weil der Fluss sich einen großen Teil der Straße genommen hat. Die Rangerstation mit diversen Gebäuden und Autos ist seit Jahren komplett abgeschnitten und man sieht, dass sich die Natur schon einiges zurück erobert hat. Es sieht ein bißchen nach einer Geisterstadt aus und wir fragen uns, ob die Straße wohl irgendwann wieder hergestellt wird.
Der erste Teil dieser Wanderung geht bergauf, aber auf einem Schotterweg und im Schatten. Das ist ganz angenehm und deswegen machen das wohl auch einige Wanderer mit ihrem Mountainbike und ihrem Gepäck auf dem Rücken. Erst am Whiskey Bend beginnt dann der schöne Teil des Trails. Allerdings ist der Weg für Thimble Beeren Liebhaber ein Traum und ich esse einige, auch wenn es sehr schwierig ist, diese zarten Früchte zu pflücken. Denn sie zerfallen sofort. Die Freunde unserer Freunde in Seattle hatten uns in ihrem Garten die Beeren gezeigt und deswegen wussten wir, dass wir sie essen und genießen konnten.
Wir kommen an einer gesprengten Staumauer vorbei, denn hier gab es vor Jahren einen großen Stausee. Es wurde jedoch beschlossen, den Fluss im Nationalpark zu renaturieren. Die Szenerie mit den alten Betonmauern wirkt wie aus einem Spielfilm nach der Apokalypse.
Nach 10 Meilen Strecke und extremer Hitze entscheiden wir, an der Humes Ranch Meadow zu campen. Es gibt einige alte Hütten zu bewundern, die in der Zeit des Goldrausches 1897 hier entstanden sind.
Wir campen unter einem riesigen Baum, der aber leider auch nur begrenzt Schatten spenden kann. Es sind über 30°C und wir sind völlig alle von der relativ kurzen Strecke. Der Plan war eigentlich bis Elk Horn zu gehen, aber auch am nächsten Tag ist es heiß, und wir entscheiden an Mary Falls zu stoppen. Zum Glück sind die Campsites auf dieser Route nicht strikt auf dem Permit festgelegt, so dass wir flexibel sind und uns aussuchen können, wo wir unser Zelt aufstellen.
Wir finden ein schattiges Plätzchen und versuchen uns, von dem Tag zu erholen. Am Morgen kommen zwei Trailrunner an unserem Zelt vorbei, die um 4 Uhr gestartet sind, um einmal quer über die Halbinsel zu laufen. Sie hoffen, zum Sonnenuntergang auf der anderen Seite zu sein, was insgesamt ca. 40 Meilen sind. Geht es noch? Verrückt.
Wir treten den Rückweg an und machen auf dem Weg zu Humes Ranch eine lange Pause am Lilians Camp. Auch ein sehr schöner Zeltplatz, aber das unmittelbare Rauschen des Flusses ist uns tatsächlich zu laut, wenn auch sehr idyllisch.
Wieder am alten Plätzchen an Humes Ranch angekommen, sehen wir noch einige andere Wanderer, die hier heute übernachten, aber sie bleiben für sich und wir unterhalten uns nicht. Zwischen uns beiden herrscht irgendwie auch miese Stimmung, wir sind ziemlich kaputt von der dauernden schwülen Hitze.
Einen Wanderer treffen wir dann aber doch noch am nächsten Tag am Whiskey Bend, wo er sein abgestellt Fahrrad hatte. Er macht sich startbereit, rollt los, übersieht eine Bodenwelle und überschlägt sich erstmal vor unseren Augen. Sein Rucksack hat aber den größten Stoß abgefangen und wir sind sehr froh, dass ihm nichts passiert ist.
Der Rückweg geht bergab deutlich schneller, nur die Stops an den leckeren Thimble Beeren kostet etwas Zeit, aber sie sind einfach zu lecker, als dass wir sie da hängen lassen können.
Wir kommen recht früh an unserem Auto an, bedauern noch etwas die Mulis, die nur sehr wenig Schatten, dafür aber mächtig viel Staub auf ihrem Auslauf haben.
Wir gönnen uns nach dieser schweißtreibenden Tour zwei Erholungstage im Motel mit Klimaanlage.