Olympic National Park:
3. Vom Third Beach zum Mosquito Creek
Unsere Fahrt zum Third Beach beginnt mit norddeutschem Nieselwetter, es ist kühl und bedeckt und wir machen das erste Mal in diesem Sommer im Auto die Heizung an. Im Laufe der zweistündigen Fahrt klart es aber auf und die Gegend zeigt sich in ihren schönsten Farben.
Zum Glück finden wir noch einen letzten guten Parkplatz am Third Beach. Wir laufen durch einen schmalen Weg durch Regenwald, sehen ein paar riesige Schnecken und gelangen dann zum Beach, der voll mit Treibholz ist. Da müssen wir erstmal irgendwie rüber und leider ist das Holz ziemlich glatt, was das Ganze noch etwas interessanter macht. Wir sind in der South Wilderness Coast angekommen. Den Third Beach gehen wir entlang und sind von dem Gefühl, mal wieder am Beach zu wandern, total begeistert.
Am Ende des Strandes sehen wir gerade, wie sich drei Wanderer abseilen, sie haben Arbeitshandschuhe an, was sich wohl als nützlich erwiesen hat. Wir fragen sie nach den Bedingungen auf dem Weg aus. Sie haben die Streckenwanderung von Oil City gemacht und sehen etwas abgekämpft aus. Unsere Tour wird nur bis Mosquito Creek gehen und dann wieder zurück.
Die Kletterpassage mit dem knotigen Seil nach oben ist gut machbar, der Sand und die Seile sind trocken und oben erwartet uns erstmal ein schöner Wald, bevor wir uns zum nächsten Strandabschnitt abseilen. Die Felsen und Felsformationen sind hier noch schöner und wir sind von den Blicken total begeistert. Am Toleak Point kommen wir am frühen Nachmittag an und finden die perfekte Campsite. Strandzugang, Tisch und Bank aus Treibholz, hier bleiben wir. Die Seeadler, das Rauschen des Meeres... es ist einfach paradiesisch. Wir fühlen uns ein wenig wie Robinson Crusoe.
Wir wollen am nächsten Tag aber trotzdem noch weiter zum Mosquito Creek wandern. Am nächsten Flüsschen müssen wir erstmal Wasser holen und filtern, das dauert immer etwas, aber in der Zeit werden wir von einer Rangerin kontrolliert, die die Permits und den Bärenkanister sehen will.
Bis zum nächsten Übernachtungspunkt sind es nur 5 Meilen, aber das ist ok, denn wir müssen ein kleines Flüsschen überqueren. An der ersten Stelle liegt ein umgefallener Baum, den wir nutzen können, an der zweiten Stelle müssen wir aber dann doch die Schuhe ausziehen. Das Wasser reicht uns bis unterhalb der Knie und fast ohne Strömung kommen wir sehr gut rüber.
Es ist etwas kühl und auch windig und die oberhalb vom Strand gelegene Campsite gefällt uns nicht so gut wie die erste. Ok, so ist es eben, wir sind allein und beschließen erstmal, Wasser holen zu gehen. Der Fluss ist nicht weit, aber leider fließt das Salzwasser eher hinein, als das frische Wasser vom Fluss heraus. Deswegen beschließt Mark den Creek zu forden, um an einer anderen Stelle zu gucken, ob es mit der Wassersituation besser ist. Unsere Wasserschuhe sind leider oben am Zelt und barfuss ist das mit den rutschigen Steinen, eine Herausforderung, da rüber zu kommen.
Antje versucht, den kleinen Rucksack mit Becher und Faltflasche zu Mark rüber zu schmeißen, was nur fast gelingt. Aber er kann ihn aus dem Wasser angeln, so dass Antje zurück zum Zelt gehen kann, um sich dort erstmal aufzuwärmen. Es ist durch den Wind echt kalt und Antje friert sehr.
Es dauert ewig, bis Mark zurück kommt, und Antje macht sich schon Sorgen, dass ihm irgendetwas passiert ist. Nach ca. 1,5 Std kommt er wieder ins Camp und berichtet von einem kaputten Filter, Reh-Besuchen und einer sehr langen Wasser-Filter-Aktion. Inzwischen sind noch 6 andere Wanderer zum Zelten erschienen.
Mit einer Familie kommen wir Abends etwas ins Gespräch. Sie entdecken in der Ferne auf dem Wasser die "Auspuster" von irgendwelchen Walen. Es ist sehr klar zu erkennen, dass der Nebel von den großen Säugern stammt. Wir erkennen sonst nichts von den Walen, sie sind einfach zu weit weg. Aber egal, es ist so toll, das überhaupt zu sehen.
An diesem Abend haben wir tatsächlich mal alles an, was wir dabei haben. Der Wind ist so kalt und kühlt uns komplett aus. Der Regen kommt zum Glück nur nachts runter und morgens können wir wieder bei trockenem Wetter los gehen.
Die Familie aus Montana ist ebenfalls in Oil City gestartet und hat uns berichtet, wie schlecht der Weg war, weil es so viele umgestürzte Bäume gab und noch nicht geräumt wurde. Wir schwärmen ihnen vor, wie einfach es bis zum Third Beach wird, aber leider täuschen wir uns doch etwas, denn die Seile sind nass und rutschig und auch die sandigen Aufstiege haben sich mit dem Regen zu schmierigem Matsch entwickelt. Wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir ihnen wohl zu viel versprochen haben...
Unsere nächste Übernachtung ist wieder am Toleak Point. Wir sind auf unserer alten Campsite und genießen die Sonne, später einen wahnsinnigen Sonnenuntergang und dann noch einen Besuch von Familie Reh. Ganz entspannt gehen sie über unsere Campsite an den Strand. Rehe am Beach, sieht bizarr aus.
Unser Rückweg zum Third Beach ist nicht mehr ganz so idyllisch, denn es strömen viele Leute, ganze Gruppen in Richtung Toleak Point.
Noch einmal übers Driftwood gehüpft, durch den Regenwald geschlendert, dann sind wir am Auto und sind erstaunt über den knallvollen Parkplatz. Wir machen einen wartenden Autofahrer sehr glücklich, als wir losfahren.