Grünes Band:
1. Von Priwall nach Schlutup
Die Sommerferien beginnen und wir haben beschlossen, zu dritt, mit unserer Hündin Socke, einen Teil des Grünen Bandes zu laufen, immer an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang. Mal sehen, wie weit wir in den nächsten Wochen kommen.
Wir können direkt von zu Hause mit Sack und Pack los laufen. Über den Golfplatz geht es zum Bahnhof, wo uns ein Schienenersatzverkehr erwartet und leider nicht ganz klar ist, wo der Bus zum Bremer Hauptbahnhof überhaupt abfährt. Nach einiger Fragerei wissen wir, wo der Bus hält und dass wir nun mindestens eine Stunde in einem überfüllten, nach Benzin stinkenden Bus ausharren müssen. Socke ist obercool, wir dagegen ziemlich gestresst mit all den Leuten und dem Geruckel des Busses.
In Bremen steigen wir dann in den Zug nach Hamburg und auch hier sind viele Leute unterwegs, die meisten ausgestattet mit Fahnen und Deutschlandtrikots. Wahrscheinlich gibt es irgendein größeres Public Viewing. In Hamburg steigen wir dann in den letzten Zug an diesem Tag nach Travemünde Strand. Wieder ist es voll, es gibt Gedränge, aber Socke schafft das mal wieder hervorragend und wir können uns ein wenig entspannen, denn vor der Zugfahrt mit Hund hatten wir schon großen Respekt.
In Travemünde bewundern wir erstmal die Ostsee und die Promenade. Wir sind angekommen. Der Strand ist mit Strandkörben zugepflastert und der Wind pustet uns fast die Haare vom Kopf. Viele Leute schlendern mit Hund und Eis entlang der Promenade als plötzlich ein Delphin im Wasser auftaucht. Neben uns hören wir, wie Leute sich freuen:" Da ist er ja wieder...!" Die scheinen sich hier also alle schon zu kennen. Das ist eine besondere Form von Wildlife, die wir so nicht erwartet hätten.
Wir werden auf dem etwas in die Jahre gekommenen Campingplatzes in Priwall sehr herzlich begrüßt und schlagen unser neues Zelt, von Mark selbst genäht, neben den aufgereihten Bobbycars auf. Wir campen quasi mitten auf dem Spielplatz und wir hoffen sehr, dass die Kinder hier nicht zu wild sind, denn ansonsten erleidet Socke schon am ersten Urlaubstag einen Herzinfarkt. Die Dauercamper um uns herum begrüßen uns sehr freundlich und laden uns für abends sogar zum Fußball schauen ins Vereinsheim ein.
Die erste Nacht mit Socke im Zelt verläuft besser als gedacht. Sie wühlt etwas herum und schiebt ihre Decke und Isomatte in die Ecke, aber irgendwie schlafen wir alle ganz ok... Achso, Deutschland hat leider verloren und ist bei der EM ausgeschieden. Unsere Stimmung bleibt trotzdem gut.
Unser erstes Ziel am ersten vollen Wandertag ist der Bäcker um die Ecke, wo wir uns ein Schokocroissant gönnen und uns mit Proviant für den Tag eindecken. Dann geht es bei schon sehr warmen Temperaturen los. Wir kommen am Gedenkstein vorbei, der uns direkt auf das grüne Band einstimmt. "Nie wieder geteilt" steht darauf und wir werden sicher immer wieder mal auf dem Weg die Absurdität dieses geteilten Deutschlands erfahren. Es ist immer noch sehr schwer, sich vorzustellen, was hier vor einigen Jahren los war. Auch wenn wir früher oft Verwandten-Besuche in der DDR gemacht haben und es hautnah an der Grenze erlebt haben, kommt uns die damalige Lage aus heutiger Sicht absurd und wie aus einem verrückten Film vor.
Es ist sehr warm und eine Pause am Penny deswegen obligat, damit wir uns mit kühlen Getränken ausstatten und im Schatten etwas durchatmen können. Am Erlebnis- und Tigerpark vorbei geht es zum Jägerhof Holm, wo wir ein Zimmer gebucht haben. Dort können wir uns entspannen, runterfahren und uns zwischen ausgestopften Kudus und Wildschweinen mit gutem Essen erholen. Socke legt sich sofort ab und schläft. Auch sie muss sich auf die neue Belastung einstellen, die Wärme macht auch ihr ziemlich zu schaffen.
Am nächsten Tag latschen wir los Richtung Lübeck. Nach einigen schönen Abschnitten, aber auch einiger Zeit auf Asphalt neben der Bundesstraße, nehmen wir von Schlutup aus den Bus in die Innenstadt und werden natürlich an der Bushaltestelle erstmal angesprochen. Klar, zwei Menschen, verschwitzt mit großen Rucksäcken und einem aufgeregten Hund, das fällt schon auf. Der Typ hält uns Vorträge über die Gegend und berichtet, dass ja die ehemalige innerdeutsche Grenze hier ganz nah zu finden sei… Ach so.
Der Bus fährt uns am Holstentor vorbei direkt in die Innenstadt, wo wir ein Hotelzimmer gebucht haben. Die Baustellen um das Hotel sind etwas nervig, aber am Abend lassen wir uns Pizza liefern, so dass wir wieder voll ins Trail-Feeling abtauchen können. Bei diesem Wetter ist es super, Abends eine Dusche zu nehmen, und auch Socke scheint sich unter einem festen Dach etwas besser erholen zu können. Mark hat sich leider ein paar Blasen gelaufen, aber egal, endlich sind wir wieder auf großer Wandertour!