Great Walks Neuseeland:
9. Zwischen den Jahren in Akaroa
Nach der etwas anderen Erfahrung in Arthurs Pass mit einer beeindruckenden Berglandschaft und der runtergekommenen Unterkunft, freuten wir uns wieder sehr aufs Meer und die Küstenlandschaft.
Bevor wir aber in Akaroa ankamen, machten wir einen Stop in Christchurch. Die Stadt wurde 2011 von einem heftigen Erdbeben erschüttert und man kann die erheblichen Schäden noch deutlich erkennen. Vor manchen Fassaden standen 4 Container, die die bröckelnde Wand abstützten oder einfach nur die Strasse vor abstürzenden Fassaden schützten? Auch eine Einkaufsstrasse wurde komplett in diverse Container verlegt, weil die Geschäftsräume zerstört wurden. Die Stadt wirkte auf uns noch ziemlich "geschockt" von diesem Ereignis und selbst wir Touristen fühlten uns ein wenig deplatziert in dieser Landschaft aus Containern und Baugruben. Es bleibt zu hoffen, dass Christchurch sich fängt und Investoren findet, um die Stadt wieder aufzubauen.
Die 75km lange Fahrt nach Akaroa wurde nochmal sehr bergig und die Serpentinen bei Regenwetter nicht unbedingt vertrauensseliger, aber wir schafften es, unversehrt, dank des sicheren "Piloten" Mark :-)
Akaroa versucht sich als französisches Küstenörtchen mit den entsprechenden Strassen- und Hotelnamen. Unsere Unterkunft nennt sich "La Rochelle" in der Rue Lavaud. Das Ganze kommt sehr gewollt herüber, ist wegen des französischen Seemanns Lavaud aber sogar historisch begründet. Nun gut, wir sind vorwiegend wegen der Hector Delfine hier, die es nur hier in Neuseeland gibt, leider aber auch schon wegen der intensiven Fischerei vom Aussterben bedroht sind.
Der Laden, der die Delfintouren anbietet, war sehr touristisch und wir waren uns nicht sicher, ob wir in diese Maschinerie investieren wollen. Antje begab sich zu einer Gruppe, die so aussahen, als hätten sie die Tour gerade beendet. Als Antje sie anspricht, kommt ihr die absolute Begeisterung entgegen und sie zerstreuten die letzten Zweifel: jaaa, Antje will auch mit den Delfinen schwimmen! Also gut, die Kreditkarte gezückt und die Reservierung für die Tour am nächsten Tag klar gemacht.
Bei übelstem Regenwetter haben wir dann den Rest des Tages in unserem Zimmer mit lesen, entspannen und beginnender Vorfreude auf die Schwimmtour am nächsten Tag verbracht.
Das Wetter wurde leider nicht besser, aber den Delfinen würde es ja wohl kaum etwas ausmachen und Antje hätte einen Wetsuit an. Mark hat sich entschieden, als Zuschauer und Fotograf mitzukommen, aber nicht baden zu gehen.
Ausgestattet mit Neoprenschuhen, Schnorchel und dickem Tauchanzug gings mit 11 anderen aufs Boot und dann raus aus der Bucht. Die Wellen waren heftig und Antje fing an zu überlegen, ob sie in diesen hohen Wellen überhaupt schwimmen gehen möchte. Ihr Vestibulärsystem hatte viel zu verarbeiten und sendete merkwürdige Botschaften an den Magen. Antje hoffte inständig, dass sie die Tour, ohne sich das Frühstück nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, schaffen würde. Dann stoppte das Boot zum ersten Mal, einige gingen langsam ins Wasser, aber die Delfine waren wieder weg. Antje war froh, dass sie noch gewartet hat, denn im nassen Wetsuite war es auf dem Boot saukalt. Es ging nochmal an einen anderen Ort, alle hielten Ausschau und versuchten in dem hohen Seegang, die schwarze, abgerundete Rückenflosse zu sehen. Und dann waren plötzlich ca. 10 Tiere am Boot und Antje im Wasser.
Die Wellen waren als Schwimmer deutlich angenehmer als auf dem Boot. Nachdem Antje sich ein wenig eingeschaukelt habe, startete sie mit Gesängen in den Schnorchel. Singen und Klickgeräusche sind wohl interessant für diese kleinste, sehr neugierige Delfinart der Welt. Es dauerte nicht lange und schon schwammen einige Delfine um uns herum. Das war ein unglaubliches Gefühl und Antje lachte, juchzte wie ein Kleinkind. Sie hörte Mark vom Boot rufen, dass sie mal woanders hinschwimmen sollte, auf der anderen Seite wären doch ganz viele... lustig! Bei dem Seegang war das nicht so einfach, sich "mal eben" von einem zum nächsten Punkt zu begeben. Antje blieb einfach da, wo sie war, und wartete... und dann kamen sie auch in ihre Nähe. Es war so toll und Antje total begeistert. Die Wellen waren auch gar nicht mehr so bedrohlich und sie genoss es sehr, so nah an den Delfinen sein zu dürfen. Wenn sie sehr nah kamen, sollten wir uns laut Guidin und Skipper um die eigene Achse drehen... mit den Wellen rauf und runter und dann noch drehen? Gar nicht so leicht zu verdauen, diese vielen Bewegungen...
Nach ca. 30 Min. mußten wir leider aus dem Wasser, die Zeit war schon um, too bad. Es hätte stundenlang so weitergehen können. Zum Abschied zeigte uns aber ein Delfin nochmal all sein Können beim "Wellenreiten". Das sah so leicht und spielerisch aus, das sind die wahren Surfer.
Auf der Rückfahrt konnte Antje nicht viel sagen, wir standen hinten auf dem Boot und wurden vom Motor zugedröhnt... ja, ok, es gab auch nicht mehr viel zu sagen, weil es so wunderbar war ;-)
Zurück an der Wharf konnte Antje eine heiße Dusche nehmen, was auch nötig war, denn ihre Fingerspitzen waren schon gefühllos. Für sehr viel Geld gabs auch noch "persönliche" Fotos, die aber leider nicht so eine gute Qualität hatten, darum haben wir sie nicht gekauft.
Was gabs sonst noch in Akaroa? Einen tollen Scenic Drive mit fantastischen Blicken auf die Bucht. Mit den beiden fetten Kreuzfahrtdampfern, die wohl in der Nacht eingelaufen waren, bekamen wir am Lookout einen Eindruck, wie groß die Bucht bzw.die Vulkankrater hier sind.
Also, Akaroa ist unbedingt eine Reise wert, allein schon wegen der kleinsten Delfine der Welt!