Ein Jahr Wandern
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Great Walks Neuseeland:
3. Whanganui River Journey
Great Walks Neuseeland: 3. Whanganui River Journey
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Ein Great Walk auf dem Kanu? Doch, das funktioniert hier bei den Kiwis :-)
Wir haben Wanderschuhe und Rucksack gegen Crocs und Badehose getauscht und sind 5 Tage lang ca. 145 Kilometer den Whanganui River durch den gleichnamigen Nationalpark flussabwärts gepaddelt.
Von einer Firma in Taumarunui konnten wir uns Kanu, Kanister, Paddel, Seile, Schwimmwesten und Kartenmaterial leihen und nach 5 Tagen wurden wir wieder mit Auto und Anhänger in Pipiriki abgeholt. Das zu den harten Fakten. Die Kanu-Firma wird von einer Familie geleitet, die ein großes Anwesen hat, mit Blick auf den Fluss, wo wir uns um 8.30 Uhr am ersten Tag einfinden sollten. Das gesamte Gelände ist voll von irgendwelchen Gerätschaften, die mit Kanu- oder Jetboatfahrten zu tun haben, dazwischen einige Tiere, auch ein verwaistes Kalb und diverse große und kleinere Familienmitglieder, die das gesamte "Unternehmen" unterstützen. Es wirkte alles etwas wild und unruhig, aber im Nachhinein war es super organisiert und wir können "Taumarunui Canoe Hire" unbedingt weiterempfehlen.
Mit dem Trecker und dem Anhänger hat uns dann das Familienoberhaupt zum Fluss runter gebracht, alles verknotet und dann sollten wir nochmal kurz ein paar Meter den Fluss hoch und wieder runter paddeln, um ihm zu zeigen, dass wir ungefähr wissen, was wir tun. Es gab noch letzte Anweisungen, dann durften wir los und waren auf uns allein gestellt. Antje rutschte mit zunehmender Geschwindigkeit im Boot das Herz komplett in die Hose und nach der ersten Stromschnelle war Antje eigentlich schon soweit, das komplette Ding zu beenden und auszusteigen. Sie hatte ziemlich Angst, und Felsen und herausragende Baumstämme machten den Fluss nicht unbedingt sympathischer.
In der ersten Pause hatte Mark ziemlich zu tun, Antje davon zu überzeugen, dass die Stromschnellen nicht so gefährlich seien, wie sie sich anfühlten und wir das sicherlich ohne zu Kentern schaffen würden. Er hat noch eine Menge mehr erzählt, um Antje zu beruhigen, aber ihre Füße wollten einfach wieder festen Boden haben. Antjes Hauptsorge war nämlich, dass sie aus dem Kanu fällt und die nachfolgenden Stromschnellen im kalten Wasser schwimmend allein bewältigen durfte... verrückt, aber Antjes Verstand war irgendwo unterwegs kentern gegangen.
Wir sind dann also weiter, haben wegen des starken Wellengangs und des Regens viel Wasser im Kanu gehabt, sind aber schlussendlich sehr sicher an der ersten Campsite angekommen. Das war ein harter erster Tag für uns beide. Antje hatte mit ihrer Angst zu kämpfen und Mark mußte steuern und ein verschrecktes Huhn beruhigen. War schon jemand mit einem Huhn paddeln, nein? Das ist kein Spass... (Doch! Sagt Mark ;-)) Wir waren abends ziemlich durch, haben aber trotz der Müdigkeit noch mit Berin, Nathalia und vier deutschen Touris, die den Campground mit dem Auto angefahren hatten, einen netten Abend am Shelter verbracht.
Am zweiten Tag schien die Sonne schon am Morgen und damit sah die Welt schon komplett anders aus. Leider gab es direkt nach dem Ablegen die erste Stromschnelle, die Antje so gar nicht sympathisch war, auch nicht, als Antje sie sich vom Ufer aus genau ansehen konnte. Mark hat mehrmals genau den Weg, das "V" auf dem Wasser gezeigt, aber überzeugt und beruhigt ist Antje dann doch nicht ins Boot gestiegen. Erst als wir diese Stelle hinter uns hatten und der Fluss irgendwann ruhiger wurde, hat sie angefangen, die Landschaft um uns herum wahrzunehmen. Unfassbar schön mit bemoosten Steilufern, Wasserfällen, dichtbewaldeten Farnhängen. Die Amerikaner unter uns würden es wahrscheinlich mit "absolutely awesome" beschreiben. Bei Traumwetter haben wir dann die nächste Campsite angesteuert, die zwar etwas weiter vom Fluss weg war, aber inmitten von Farmland lag und um uns herum Schäfchen und Kühe auf den Hügeln die urige Geräuschkulisse gaben. Wir hatten die Campsite mit Berin und Nathalia für uns und haben diesen Abend sehr genossen. Der Tag war perfekt, denn die Strömung so stark, dass wir kaum paddeln mussten und die Stromschnellen so gemäßigt, dass auch Antje sie ohne Schnappatmung überstanden habe.
Auch am dritten Tag hatten wir super Wetter und konnten den Whanganui Nationalpark in vollen Zügen genießen. Einmal kam unser "Firmenchef" mit seinem Jetboat vorbei, war voll beladen mit Passagieren und fragte uns, ob wir denn Spass hätten. Zu diesem Zeitpunkt konnte Antje den Daumen hochstrecken und ihm überzeugt antworten, dass es super wäre.
Der Übernachtungsstop sollte an der John Coull Hut sein und leider landeten wir mit mehreren anderen Booten an. Wir hatten kurz überlegt, ob es sinnvoll sei, weiter zum nächsten Campground zu paddeln, aber haben uns dann leider dagegen entschieden. Es wurde super voll in der Hütte und auf dem Platz, da die 3-Tages-Touren hier ihren ersten Übernachtungsstop machen. Wir haben dann die Hütte mit einer Klasse von 15 pubertierenden Jungs teilen müssen, die sich allerdings sehr vorbildlich benommen haben, aber die Leiterin der Kanutour war ziemlich unverschämt und wir mußten versuchen, uns davon nicht runterziehen zu lassen.
Am nächsten Morgen haben wir die Gruppe dann vor uns losziehen lassen und sind erst spät los. Das tolle an dieser Flußfahrt war, dass wir sofort nach der nächsten Schleife schon wieder das Gefühl hatten, allein unterwegs zu sein. Wir konnten also wieder bei bestem Wetter Wasserfälle, Canyons, Höhlen und einfach unsäglich tolle Landschaft genießen. Was für ein Trip und Antje war so froh, dass sie am ersten Tag doch nicht augestiegen ist. Mark hatte zu jeder Zeit das Kanu voll unter Kontrolle und Antje konnte sich entspannen. Wie genial!
Unsere letzte Nacht sollte in Tieke Kainga Campsite sein, ein Ort mit einem Versammlungsort der Maori. Doch vorher gab es noch die Bridge to Nowhere zu bestaunen. Mitten im Nirgendwo steht eine beeindruckende Brücke, die für die Siedler nach dem 1. Weltkrieg dort errichtet wurde. Allerdings entstand keine wirkliche Siedlung dort und alles, was geblieben ist, ist diese Brücke. Nach einem 40 minütigen Spaziergang stand sie dort im Nichts und sah aus wie eine Filmkulisse. How bizarr.
Bis zur Tieke Campsite war es dann nur noch ca. 1.5 Stunden zu paddeln und glücklicherweise sind wir dann doch zur geplanten Campsite gefahren und nicht zur Bridge to Nowhere Lodge gewechselt, denn die Schulklasse hat im Versammlungshaus genächtigt und wir hatten einen super Platz fürs Zelt gefunden, mit Blick aufs Flüsschen. Die Anlegestellen und die Campsites waren immer sehr hoch und vom Warden haben wir dann erfahren, dass im letzten Monat der Flusspegel ca. 15 Meter höher war und diverse Campsites einfach überflutet waren. Der Whanganui River hat soviele Zuflüsse, dass der Pegel unfassbar schnell ansteigen kann, aber wohl auch relativ schnell wieder fällt.
Während wir noch unser Zelt aufbauten fragte uns eine Maori, ob wir bei der Begrüßungszeremonie dabei sein wollten. Ja, wollten wir und einen kleinen Teil dieser Kultur kennenzulernen war einfach großartig. Es wurde von den Frauen gesungen, die Männer durften Reden schwingen, jeder in seiner Stammessprache... aber sowohl Nathalia als auch Antje fiel keine traditionelles Lied auf spanisch oder deutsch ein. "Schwarzbraun ist die Haselnuss" kam uns dann einfach nicht so angemessen vor ;-)
Den Abend verbrachten wir mit Blick aufs Flüsschen wieder mit Berin und Nathalia. Wir haben wir erzählt und gelacht, waren um 20.30 Uhr aber auch ziemlich müde und ko vom Tag auf See.
Der fünfte und letzte Tag ging nach Pipiriki. Am Abend vorher wurden wir von einer anderen Tourguide noch auf diverse Stromschnellen und einer Stufe hingewiesen, wo viele Paddler mit ihrem Boot kentern würden. Antje war über diese Info natürlich "begeistert" und bei bedecktem Himmel ging es schon früh von Tieke los. Leider fing es dann doch noch an zu regnen, aber auch bei diesem Wetter ist diese Flusslandschaft ein verwunschener Ort. Die Wolken hingen tief an den Steilhängen und die Bezeichnung Auenland kam Antje immer wieder in den Sinn.
Mittags kamen wir dann in Pipiriki an, vorher gab es aber auch hier noch einige Stromschnellen zu bestehen. Kapitän Mark fuhr uns absolut sicher durch alles durch und seicht und trocken landeten wir an der Bootsrampe an. Was für ein sagenhafter "Great Walk"! Wenn ihr nach Neuseeland kommt, müsst ihr hier auf dem Whanganui River Kanu fahren. Und dieser Tipp kommt von Antje, dem verschreckten Huhn :-) Kia ora!

(Dezember 2013)   < vorheriger Blogpost nächster >

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